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Lady Gaga: "Die Freakshow"

Die meist Gegoogeltste ist jetzt sie. Nicht nur, dass sie Britney Spears vergessen machte, sie lehrte auch, dass Spekulationen über die Geschlechtszugehörigkeit dem Erfolg keinerlei Abbruch tun. Ganz im Gegenteil, es darf darüber im Video Telephone gescherzt werden. Ob sie ein Mann war oder ist, alles herzlich egal, denn sie ist: Gaga. Ein neues Geschlecht, das sich über Konventionen hinwegsetzt. Ob man deswegen hinhören soll, ist eine andere Frage. Ihr Styling ist so und so viel spannender, sie zeigt nämlich eine andere Form von Weiblichkeit: Verfremdungseffekte mit übergroßen Augen, ein Auftritt als Glitzerkrabbe im Troubadour-Stil, und nicht die Eisbärenkopf-Schleppe zu vergessen! 

Foto: Reuters/MARIO ANZUONI

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Katy Perry: "Die Prüde"

Die Beichte I kissed A Girl and I liked it hat die Pfarrerstochter mit dem tätowierten "Jesus"-Schriftzug am Handgelenk ganz nach vorn gebracht. Dass ihr Style zwischen Lollipop-Lolita und Sexy-Vintage-Hausfrau immer auch ein bisschen prüde daherkommt, ist ihrer ganz ähnlich strukturieren Musik wie auf den Leib geschnitten. Netzstrumpfhosen? Ja. Aber auch mädchenhafte Peeptoes mit pinken Maschen. Nackig mit lila Dominaperücke auf dem Kopf? Natürlich! Aber nur im Schutze des Zuckerwatten-Wolkenhimmels, der die brisanten Körperstellen zu verdecken weiß.

Foto: REUTERS/Michaela Rehle

The Incredible Staggers: "Die Wilden"

Ausgefallen stylische Musik kommt aus Österreich zurrzeit nicht gerade. Die Ausnahme bilden The Incredible Staggers. In ihren Videos lassen sich die Garage-Rock-'n'-Roll-Klänge von den tanzenden, leicht morbid gestylten Rockabilly-Girls genauso wenig trennen wie die Buddy-Holly-Brille vom Gesicht des Sängers. Das Lied ist zwar schon etwas länger her, aber dass die 1960er-Jahre noch was hergeben, zeigt das neue Album Zombies of Love. Songs und band- eigener Farbdresscode von Blutrot über Schneeweiß bis Tiefschwarz greifen ineinander und wollen alle in engen Hosen tanzen sehen.

Foto: The Incredible Staggers

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Bonaparte: "Die Zirkusleute"

Dagegen, dass "Two Much" in die DJ-Sets dieser Welt Einzug hielt, konnte auch die Maskerade dieser Band nichts ausrichten. Vermutlich hat diese sogar noch nachgeholfen, denn die Tierfell-Kopfbedeckung und das braun gemalte Auge von Sänger Tobias Kundt lässt ihn kuschelig wirken, ob er jetzt weiter unten im archaischen Napoleon-Jackett steckt oder nicht. Aussehen tut die Bandmitgliedschaft jedenfalls wie einem Berliner Zirkus entsprungen. Genauso sympathisch weltfremd klingen sie auch, wenn sie in ihrem Lied Computer in Love vollkommen zu Recht fragen: "Who is Google anyway?"

Foto: EPA/JENS KALAENE

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Die Antwoord: "Die Prolos"

Sängerin Yo-Landi trägt eine Frisuren-Kombination aus platinblondem Topfschnitt und Vokuhila, wahlweise Schuluniformen, Trailerpark-Klamotten oder goldene Jogginganzüge. Rapper Ninja versucht zu rappen, und das mit nacktem, von cleveren Tätowierungen übersäten Oberkörper und in ausgeleierten Boxershorts. Was die beiden eigentlich wollen, braucht sich niemand ernsthaft zu fragen. Denn vor allem haben sie "Die Antwoord" für all jene geliefert, die wissen wollen, wie weit man es mit einem ordentlich trashigen Prolo-Style und ein paar flotten Eurodance-Beats bringen könne.

Foto: EPA/Klavs Bo Christensen / ROCKPHOTO

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Hurts: "Die Retrofans"

Die beiden Briten wirken derart gestriegelt und geschniegelt, als wären sie gerade dem Film Bill und Ted's Excellent Adventure aus dem Jahr 1988 entstiegen, wo sie dem jungen Keanu Reeves beim Geschichtereferat geholfen haben. Das hätten Theo Hutchcraft und Adam Anderson nur allzu gerne! Denn alles, was sie tun, wirkt wie ein Versuch, in das Jahrzehnt voller heller Anzüge, Ohrringe und korrekt gegelter Haare zurückkehren zu wollen. Das schwarz-weiße Gestern-Gefühl, die klaren Farben und Schnitte, will hier etwa Wham! in die Gegenwart geholt werden? Das wäre Hurts zuzutrauen. (no/Der Standard/rondo/12/11/2010)

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Foto: apa/epa/Pedersen