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Wikileaks-Rausschmiss: AppStore-Zensur oder "business as usual?"

Fotos: Reuters; Montage: derStandard.at

Apple hat eine Applikation für iPhone, iPod Touch und iPad aus dem AppStore entfernen lassen, die die Inhalte der Enthüllungsseite Wikileaks für mobile Endgeräte aufbereitete und den Twitter-Kanal des Portals einspielte. Die inoffizielle WikileaksApp (über Google Cache erreichbar) wurde um 1,99 US-Dollar von Entwickler Igor Barinov angeboten, die Entfernung wurde ohne Angabe von bestimmten Gründen vorgenommen, berichtet der Branchenblog TechCrunch.

In Foren der Branchenportale und über Twitter wird daher schon von Zensur gesprochen. Apple wäre nicht das erste US-Unternehmen, dass die Aktivitäten des Enthüllungsportals blockiert. Wie berichtet, haben Anfang Dezember auch etwa der Bezahldienst PayPal, die Finanzdienstleister VISA und MasterCard oder der Onlinehändler Amazon praktisch über Nacht die Zusammenarbeit mit Wikileaks aufgekündigt.

Update 22.12.: Verstoß gegen Richtlinien

Es gäbe laut Berichten allerdings auch eine andere Erklärung, als mediale Zensur. Möglich ist, dass die App schlicht gegen die bislang geltenden Richtlinien des AppStores verstößt. Demnach seien "kostenpflichtige" Spenden-Apps nicht erlaubt. Die Entwickler der WikileaksApp gaben an, einen Dollar pro verkaufter App für Initiativen zur Bewahrung der Netzneutralität zu spenden.

Mittlerweile hat Apple eine offizielle Stellungnahme abgegeben und begründet darin den Rausschmiss allgemein mit einem "Verstoß gegen die Richtlinien". "Wir haben WikiLeaks entfernt, weil es gegen die Entwickler-Richtlinien verstoßen hat. Eine App muss allen lokalen Gesetzen gerecht werden. Sie sollte keine Individuen oder Zielgruppen einer Gefahr aussetzen", so Apple.

Welche Individuen welchen Gefahren ausgesetzten würden, wollte der Konzern laut Business Insider nicht sagen. Der Beschreibung nach bot die Anwendung nicht mehr Informationen an, als über die offiziellen Wikileaks-Seiten frei zugänglich sind.

Gegenschlag absehbar?

Bislang antworteten Internetaktivisten und Anhänger von Wikileaks rund um das Netzwerk Anonymous stets mit Vergeltungsmaßnahmen in Form von Angriffen auf die Webseiten der Firmen auf derartige Boykottmaßnahmen. Bleibt abzuwarten, ob auch Apple ins Kreuzfeuer geraten wird. (zw, derStandard.at, 21.12.2010)

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