ORF-Chef Alexander Wrabetz schickte den ORF-Mitarbeitern seine eigene Neujahrsansprache. Sie klingt ein bisschen nach Üben für die Erfolgsbilanz im Stiftungsrat vor der Generalswahl 2011. Lob und Preis im Wortlaut bei etat.at (Zwischentitel eingefügt):

"Das Jahr 2010 war eines der bewegtesten, wichtigsten aber auch erfolgreichsten in der Geschichte des Unternehmens.

Ich möchte die wichtigsten Resultate zusammenfassen und mich bei Ihnen herzlich für Ihr Engagement und Ihren Einsatz bedanken.

Dieser Dank gebührt auch Ihren Familien, die Sie bei Ihrer Arbeit unterstützen und so die Erfolge erst mitermöglicht haben.

"Denken Sie an Ungarn"

Mit dem Gesetzesbeschluss im Juni 2010 ist es gelungen, den ORF auf stabile EU-konforme rechtliche Grundlagen zu stellen. Auch wenn wir nicht mit allen Einzelregelungen zufrieden sind, so unterscheidet sich das beschlossene Gesetz positiv von der Situation in vielen anderen europäischen Ländern. Denken Sie an die massiven Einschränkungen für den öffentlich rechtlichen Rundfunk in Ungarn, der Slowakei oder Frankreich, um nur einige Beispiele zu nennen.

Durch den breit getragenen Beschluss für einen ORF mit 2 Fernsehvollprogrammen, 12 Radioprogrammen, einem umfassenden Online- und Teletextangebot, dem RSO sowie der Möglichkeit 2 neue Spartenkanäle einzurichten, wurde die Einheit des Unternehmens sichergestellt und Filetierungsversuchen eine Absage erteilt.

Voraussetzung für diesen klaren gesetzlichen Auftrag war, dass das Unternehmen aus eigener Kraft in die schwarzen Zahlen zurückkehrt. Dies ist im Jahr 2010 dank der umfassenden Sparbemühungen und einer verbesserten Einnahmensituation gelungen. Wir werden das Jahr mit einem positiven Konzern-EGT abschließen.

Am 16.12. hat darüber hinaus der Stiftungsrat einstimmig den Finanzplan beschlossen, der auch für 2011 im Konzern ein ausgeglichenes Ergebnis vorsieht.

"Programmliche Erfolge in all unseren Medien"

Durch die programmlichen Erfolge in all unseren Medien, aber auch durch die gute Vermarktungstätigkeit der ORF-Enterprise lagen die Werbeerlöse im Jahr 2010 deutlich über den Budgetwerten. Besonders erfreulich ist, dass die Werbung insbesondere in ORF 1 und Ö3 deutlich zulegen konnte.

Die positive Entwicklung der Gebühreneinnahmen ermöglicht die Finanzierung unseres umfassenden öffentlich rechtlichen Auftrages. Mit lediglich 2,5% Schwarzsehern hat der ORF die niedrigste Schwarzseherquote Europas.

Auch im Jahr 2010 war der ORF sowohl im Fernsehen, als auch im Radio und im Online- und Teletextbereich überlegener Marktführer.

Die ORF-Senderfamilie (ORF1, ORF2, 3sat, Sport+, TW1) erreichte 40,1% Marktanteil.

Mit 37,8% nationalem Marktanteil (12+) mit ORF1 und ORF2 lag der ORF zwar 1,3% unter dem Vorjahr, aber nach wie vor im Europavergleich in der Spitzengruppe und in der Prime-Time (17.00-23.00) bleibt der ORF weiterhin deutlich über 40%.

Zahlreiche Sendungen konnten ihre Marktanteile gegenüber dem Vorjahr zum Teil signifikant steigern.

So bei den ZIB's, bei den Magazinen, im Sport, insbesondere mit Fussball-WM und olympischen Winterspielen, in der Kultur, der Religion, mit eigen- und co-produzierten Filmen und Serien, sowie wichtigen Unterhaltungsformaten.

Die „Bundesland heute"-Sendung hat sich auch im Jahr 2010 als wichtige und meistgesehene tägliche Sendung beim Publikum hervorragend behauptet.

Die Radioflotte (mit dem europaweit bewunderten Ö1, dem einzigartig erfolgreichen Ö3, dem Kultkanal FM4 und den neuen regionalen Marktführern) hat im Jahr 2010 die herausragenden Werte der Vorjahre gehalten und teilweise sogar noch übertroffen. In Europa erreicht keine Senderfamilie mit über 76% Marktanteil eine so hohe Beliebtheit beim Publikum wie die ORF Radios.

Das ORF ON Netzwerk lag mit fast 4,8 Mio Unique Clients im November, trotz gesetzlicher Einschränkungen, deutlich über dem Vergleichswert des Vorjahres und hat seine führende Position unter den österreichischen Onlineangeboten eindrucksvoll behauptet.

Die TVthek hat sich bestens als Bestandteil des Gesamtangebotes des ORF neu etabliert und ist seit wenigen Tagen auch auf iPhone und iPad abrufbar.

"Unbeugsame Haltung"

Die Unabhängigkeit, Objektivität und Qualität der Information im ORF war auch im Jahr 2010 unbestritten. Dies wird nicht zuletzt durch zahlreiche Preise für ORF Journalisten, sowie durch die Nominierung als „Redaktion des Jahres" durch die Jury der Branchenzeitschrift „Der österreichische Journalist" ausgedrückt.

Die unbeugsame Haltung des ORF in der Frage der Wahrung des Redaktionsgeheimnisses hat am 16. Dezember zu einem richtungsweisenden Urteil des obersten Gerichtshofes geführt, durch welches weit über den Anlassfall hinaus journalistische Arbeit in Zukunft in Österreich besser als bisher geschützt sein wird.

Die ORF Aktionen „Licht ins Dunkel" und „Nachbar in Not" (Haiti, Pakistan) haben 2010 Rekordspendenwerte erzielt. So konnten wir nicht nur mit Spenden Tausenden unmittelbar Betroffenen helfen, sondern auch das Bewusstsein für Probleme von Menschen mit Behinderungen (Aktion „Was mich behindert") erhöhen.

Mit unseren unternehmensweiten „bewusst gesund" - Themenschwerpunkten haben wir erfolgreich unserem Publikum in wichtigen Lebensfragen Information und Rat geboten.

Preisgekrönte Dokumentationen, wie zuletzt der Erasmuspreis für die „Menschen & Mächte"- Dokumentation „Der Zweite Weltkrieg" seien ebenso erwähnt, wie die Preise für „Live is Life" und die herausragenden auch internationalen Publikumserfolge für „Der Aufschneider" oder „Schnell ermittelt".

All die programmlichen Erfolge wären jedoch ohne die Leistungen unserer Technik von der Produktion bis zur Verbreitung der Signale nicht möglich. Nicht zuletzt haben gerade die administrativen, kaufmännischen und programmunterstützenden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in allen Direktionen ihren wichtigen Beitrag zum Gesamterfolg in herausfordernden Zeiten geleistet.

"ORF hat 2010 viel erreicht"

Der ORF hat 2010 viel erreicht und eine gute Ausgangsposition für unsere Vorhaben 2011 geschaffen. Alpine und nordische Ski-WM, zahlreiche neue Filme und Serien, neue und neugestaltete Diskussionssendungen, Dokumentationen, Magazine, Schwerpunkte in allen Medien, zwei neu gestaltete Spartenkanäle und neue Formate in allen Programmen zusätzlich zu den bewährten Standardangeboten werden auch im nächsten Jahr unser Publikum informieren und unterhalten.

Wir haben unserem Publikum heuer mehr geboten als je zuvor. Das alles haben wir gemeinsam geschafft mit deutlich weniger MitarbeiterInnen als früher. Die Arbeitsbelastung für jede/n Einzelne(n) ist deutlich gestiegen. Auch die Geschäftsführung ist derzeit nicht "vollständig". Ich möchte an dieser Stelle auch noch einmal des verstorbenen Technischen Direktors Peter Moosmann gedenken, mit dem wir einen großen Kollegen, Manager und Freund verloren haben.

Trotz des reduzierten Personalstandes und der Vakanzen in zwei Direktionen, ist der ORF nicht nur "auf Kurs", sondern es werden in allen Unternehmensbereichen wichtige strategische Weichenstellungen und Innovationen geplant und vorgenommen.

Mir ist bewusst, dass das nur mit einem hervorragenden, eigenverantwortlichen, engagierten und kompetenten Team möglich ist - und das zieht sich durch alle Hierarchie-Ebenen und Bereiche. Dafür möchte ich Ihnen allen meinen besonderen Respekt aussprechen und auch nicht verhehlen, dass ich sehr stolz auf den ORF - auf Sie alle - bin!"