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Foto: APA/Helmut Fohringer

Myome sind gutartige Wucherungen in der Gebärmutter. Jede zweite Frau über 35 Jahren hat sie, sagt die Statistik. Solange die Muskelknoten keine Beschwerden verursachen, besteht auch kein Handlungsbedarf. Ganz anders sieht es bei Schmerzen oder Blutungen aus. Operation war lange Zeit die Standardtherapie, in den letzten Jahren hat sich auch die Uterusarterienembolisation (UAE), ein von Radiologen durchgeführtes Verfahren, das die Blutzufuhr zum Myom abschneidet und den Knoten insofern aushungert, als Therapie etabliert. Auf dem IROS 2011, der gemeinsamen Jahrestagung der deutschen, österreichischen und schweizerischen Gesellschaften für Interventionelle Radiologie, die diese Woche von 13. bis 15. Jänner in Salzburg stattfindet, werden die neuesten Daten zu diesem Verfahren präsentiert.

Denn so viel vorneweg: In Ländern wie Frankreich, Holland oder den USA ist die UAE wesentlich etablierter als hierzulande, wo erst in letzter Zeit ein Consensus-Papier zwischen Gynäkologen und Radiologen verfasst wurde. Nicht in allen Spitälern in Österreich ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den beiden Fachbereichen umgesetzt.

Organe erhalten

"Organerhalt, also das Nichtentfernen der Gebärmutter, ist das stärkste Argument für diesen Eingriff", sagt Peter Waldenberger, Radiologe und Primarius bei den Barmherzigen Schwestern in Linz, der den Eingriff seit 1999 durchführt und Kollegen in der Myomembolisation schult. Er betont allerdings, dass diese Methode nur in bestimmten Situationen eine Option für Betroffene ist.

Für Frauen mit Kinderwunsch kommt die UAE in Österreich nicht in Betracht, da die Funktion der Gebärmutter durch den Verschluss der Arterien langfristig beeinträchtigt werden kann - konservative chirurgische Verfahren wie Ausschälungen haben sich hier als komplikationsärmer erwiesen, obwohl internationale Studien problemlos verlaufende Schwangerschaften nach Embolisationen beschrieben haben.

Wesentlich aktueller ist die Frage "UAE oder Operation?" für Frauen mit abgeschlossenem Kinderwunsch. Neben einer chirurgischen Ausschälung ist für sie auch die Gebärmutterentfernung, die Hysterektomie, eine Option. "95 Prozent aller Frauen sind mit diesem Eingriff bei richtiger Indikation und Aufklärung einverstanden und würden ihn auch wieder machen lassen", berichtet Alexander Reinthaller, Leiter der gynäkologischen Onkologie an der Universitätsfrauenklinik am AKH Wien.

Er sieht die UAE mit Vorbehalten. "Es ist kein so schonendes Verfahren, weil ja eine Art Myom- infarkt ausgelöst wird", so Reinthaller. Zudem mussten sich 28 Prozent der Patientinnen innerhalb von fünf Jahren nach einer UAE einer nochmaligen Embolisation oder einer Gebärmutterentfernung unterziehen, weil die Beschwerden nicht aufhörten oder wiederkamen. "Man muss die Vor- und Nachteile beider Verfahren kennen, um sich individuell richtig entscheiden zu können", sagt der AKH-Gynäkologe. Waldenberger: "Auch operative Verfahren haben genug Nebenwirkungen, vor allem auch langfristig."

Horizont erweitern

In Salzburg werden die Radiologen die neuesten Verfahren zur Myombehandlung diskutieren. "Es ist ein innovatives Feld, deshalb ist Datenaustausch und Fortbildung entscheidend", sagt Kongress-Organisator Franz Karnel, vom Kaiser-Franz-Josef-Spital in Wien. In Sachen Myome werden die Kollegen von der Berliner Charité eine Methode präsentieren, bei der Myome per Ultraschall ohne jeglichen Eingriff von außen reduziert werden, "ein sehr aufwändiges Verfahren, das aber für Frauen im gebärfähigen Alter interessant ist". (Karin Pollack, DER STANDARD Printausgabe, 10.1.2011)