Zugegeben: Der Hacker-Angriff auf Verwahrungsstellen von CO2-Zertifikaten in mehreren EU-Ländern war profimäßig vorbereitet. Sogar ein Bombenalarm in Tschechien wurde ausgelöst, um die Markt-Kontrollore von den Schirmen wegzulocken und den unbemerkten Einstieg zu ermöglichen. Und noch etwas sei vorausgeschickt: Die Unterbrechung des Handels wird das Emissionssystem der EU nicht zu Fall bringen.

Dennoch hinterlässt der Vorfall mehr als einen schalen Beigeschmack, nachdem zuvor schon Steuerbetrugsfälle bekannt geworden waren. Die Bemühungen, Treibhausgase weltweit zu limitieren und zu tauschen, werden durch die Attacke nicht beflügelt. In den USA sind entsprechende Bemühungen von Präsident Barack Obama schon ziemlich erlahmt. Auch andere Staaten fragen sich - nicht nur aus Sicherheitsgründen -, ob das System Sinn macht.

Tatsächlich hat die Union das Prestigeobjekt durch allzu große Zersplitterung selbst gefährdet. Das beginnt schon bei der Zuteilung der Verschmutzungsrechte (noch) auf nationaler Ebene, bei der die Staaten zugunsten ihrer Industrien auf Teufel komm raus manipulieren. Und das setzt sich bei den nationalen Clearingstellen fort, die geringe Volumina bewegen und unterschiedlich transparent sind. Paradox erscheint, dass ausgerechnet auf Umweltinstrumente Futures und andere Derivate gehandelt werden, die nicht ohne Einfluss auf Energiepreise bleiben dürften.  (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23.1.2011)