Wien/Köln  - Während der Kinostart des als antisemitisch kritisierten türkischen Films "Tal der Wölfe - Palästina" in Deutschland vorerst ausgesetzt wurde, wird der Film in Österreich am Donnerstag wie geplant anlaufen. "Wir haben keine Probleme in Österreich, die Kinos werden den Film daher einsetzen", heißt es am Mittwoch vonseiten der Kölner Verleihfirma Pera Film auf Anfrage. Vorgesehen sind UCI-Multiplexe in Wien und Graz, sowie ein Kino in Salzburg und zwei in Vorarlberg.

Nationalratsabgeordneter Karl Öllinger von den Grünen forderte am Mittwoch in einer Aussendung die österreichischen Kinos  auf, auf die Ausstrahlung zu verzichten. Dass es Filmemacher und Produktionsfirmen gebe, die "rassistische, antisemitische und zielgerichtet gewaltverherrlichende Filme wie 'Tal der Wölfe' produzieren, ist eine Sache", so Öllinger. "Da bedarf es eines internationalen Aufschreis, Information und einer gemeinsamen Absage an Hass, Gewalt und Antisemitismus, damit derartige Hetzproduktionen keine Chance haben, ihren Hass zum akzeptierten Mainstream zu machen." 

In einer Aussendung hatte der oberösterreichische Bundesrat Efgani Dönmez am Dienstag von einer Gefährdung des gesellschaftlichen Klimas gewarnt. "Durch diesen Film werden die politischen Spannungen zwischen Israel und der Türkei mehrheitsfähig gemacht", so Dönmez, "und die Konflikte auch nach Österreich getragen".

Der Bundesverband der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) hatte am Dienstag nicht nur den Inhalt des Films, sondern auch dessen Starttermin am internationalen Holocaust-Gedenktag, dem 27. Jänner, als "geschmacklos und zynisch" scharf kritisiert.  Er wirft den Kinos vor, am Jahrestag der Befreiung der Gefangenen des Konzentrationslagers Auschwitz mit "Hasspropaganda, Antisemitismus und Gewaltverherrlichung" Geld verdienen zu wollen. Man solle dem deutschen Beispiel folgen und den Film aus dem Programm nehmen. 

Deutschland: Gerichtsfall nach FSK-Bescheid?

In Deutschland war der Kinostart vorerst abgesagt worden, nachdem die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) den Action-Film aus der Türkei nicht freigegeben hatte. Vonseiten der Pera Film heißt es, man wolle "in Berufung gehen" (mit der FSK-Entscheidung "ab 18" man sich dann zufrieden, Anm.). Die Macher des Films kündigten am Mittwoch an, die Freigabe in Deutschland auch gerichtlich durchsetzen zu wollen. "Wir glauben an den Rechtsstaat", sagte Drehbuchautor Bahadir Özdener nach Medienberichten.

In der Türkei läuft der Zehn-Millionen-Dollar-Streifen an diesem Freitag an. Der Film behandelt den israelischen Angriff auf das türkische Hilfsschiff Mavi Marmara vom Mai 2010. In dem Film macht sich der türkische Geheimagent Polat Alemdar auf, um sich blutig und brutal an den Verantwortlichen für die Angriffe zu rächen.

Dem Film waren eine türkische Fernsehserie und eine Reihe erfolgreicher Kinofilme vorangegangen. Bereits dabei sei "antisemitische Hetze nach dem Muster von Ritualmordbeschuldigungen verbreitet worden", so der IKG-Bundesverband in seiner Aussendung, "wobei den Juden Organhandel unterstellt wurde". Im Film wiederum werde "unter Verwendung antisemitischer Klischees, wie jenes von der jüdischen Weltverschwörung, Hetze betrieben und die Rolle von Hamas und der türkischen IHH verherrlicht".

In Deutschland gab es bereits Proteste von Abgeordneten der CDU/CSU, SPD, Grünen und vom türkischstämmigen integrationspolitischen Sprecher der FDP, Serkan Tören, der ebenfalls der Meinung ist, der Film bediene antisemitisches Gedankengut. Der "Koordinierungsrat deutscher Nicht-Regierungsorganisationen gegen Antisemitismus" verurteilte die Verbreitung "antiamerikanischer, antiisraelischer und antisemitischer Stereotyp-Bilder mit volksverhetzendem Charakter". (APA/red)