Dass auch ein Pfand auf Einweg-Flaschen nicht der Weisheit letzter Schluss ist, kann man derzeit in Deutschland beobachten. In unserem nördlichen Nachbarland hat die rot-grüne Regierung unter Gerhard Schröder im Jahr 2003 das Einwegpfand eingeführt, um Mehrwegsysteme zu fördern.

Vor allem beim Mineralwasser ist die Mehrwegflasche aber massiv auf dem Rückzug. Laut der "Deutschen Umwelthilfe" (DUH) lag die Quote im Vorjahr bei 31,1 Prozent. 2005 wurden noch mehr als die Hälfte der Mineralwasserflaschen als Mehrweg-Gebinde angeboten.

Grund dafür ist, dass vor allem Diskonter das Mineralwasser in Einwegflaschen extrem günstig anbieten. "Die Produktion von Einwegflaschen ist in großen Stückzahlen sehr günstig. Discounter und Großproduzenten nutzen das, um regionale Anbieter vom Markt zu drängen", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" einen Sprecher der Umweltschutzorganisation BUND. Für kleine Getränkehersteller würden sich teure Investitionen in entsprechende Technik meistens nicht lohnen.

"Petcycle" im Visier

Die DUH macht sich nun für eine bessere Kennzeichnung für Mehrweg- und Einweggetränke stark. Ein Dorn im Auge ist der Organisation vor allem das so genannte "Petcycle"-System. Dabei handelt es sich um Einwegflaschen aus Kunststoff, die aber überwiegend in Getränkekisten verkauft werden und deshalb von den Konsumenten häufig mit Mehrwegflaschen verwechselt würden. Dies sei eine "Täuschung der Verbraucher", erklärt DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch, und fordert eine klare Kennzeichnung ein, die die Regierungsparteien CDU/CSU und FDP schon im Koalitionsvertrag vereinbart hätten, nun aber auf Eis liege.

Arnold Wolters, Geschäftsführer der Petcycle GmbH, weist die Kritik via "Kölner Stadtanzeiger" zurück: Man biete ein "ökologisch günstiges Verpackungssystem" an, beim Vergleich der Ein-Liter-Petcycle-Flasche mit einer 0,7-Liter-Glas-Mehrweg-Flasche ließen sich laut einer Studie "keine eindeutigen Vor- oder Nachteile für das eine oder das andere System ableiten". In jeder neuen Petcycle-Flasche stecke zur Hälfte wiederverwertetes Material, so Wolters. Bei der Deutschen Umwelthilfe bezweifelt man das hingegen, der Anteil ist geringer, glaubt man.

Verfechter des Mehrweg-Systems ziehen aus der deutschen Misere jedenfalls den Schluss, dass sich das Einwegpfand zwar als wirksame Maßnahme gegen das achtlose Wegwerfen der Verpackung (das so genannte "Littering") erwiesen habe, aber kein wirksames Mittel sei, um der Zurückdrängung der ökologisch günstigeren Mehrweg-Verpackungen Einhalt zu gebieten. (map, derStandard.at, 9.2.2011)