Der 8. März ist der Frauen-Mädchen-Lesben-Kampftag, an dem Feministinnen für eine radikale Veränderung ihrer Lebensrealitäten demonstrieren - es geht um eine Änderung einer Gesellschaft in der Frauen weniger verdienen und mehr arbeiten als Männer, in der Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft entweder unterrepräsentiert oder schlechter gestellt sind. Und um den Kampf dagegen, dass Personen aufgrund der Zuschreibung zu einer Kategorie (also Frauen, Lesben, Schwule, Trans- und Intersexuelle) ein schlechteres Leben als andere fristen müssen.

Der 8. März ist aber offensichtlich auch ein heiß umkämpftes Medienevent - in dem Zeitungen und online-Medien um höhere Auflagen und mehr Clicks buhlen. Vollkommen aus den Augen gerät dabei ebenso offensichtlich das Ziel dieses Tages und es wird scheinbar davon ausgegangen, den 8. März nicht als Frauentag stehen lassen zu können, sondern sich in einer vermeintlich "kritischen" Art dem Thema in antifeministischer Manier nähern zu müssen.

Nicht anders kann frau sich erklären, dass in liberalen Zeitungen wie dem Standard, der sich rühmt eine "Qualitätszeitung" zu sein, Antifeministen wie Walter Hollstein so viel Platz und Aufmerksamkeit bekommen. Dieser fühlt sich offenbar als Opfer einer feministischen Weltverschwörung und sieht sich berufen, ausgerechnet am 8. März eine Woge an falschen Behauptungen und antifeministischen Unterstellungen zu publizieren.

Dabei geht er in klassischer Täter-Opfer-Umkehr vor und behauptet, Männer würden durch eine "kriminelle" "Frauenlobby", "feministischer Doktrin" und "ideologische Agenturen" diskriminiert.
Als Protagonist der Männerbewegung ist Hollstein beliebter Zitateonkel von Organisationen wie der "IG Antifeminismus" deren Ziel es ist, "gegen den Feminismus und dessen untragbare Folgen" vorzugehen und für Väterrechte zu kämpfen. Dabei geht es Väterrechtlern vordergründig darum, sich pauschal als Opfer zu begreifen und zu behaupten als "Trennungsopfer" ganz unschuldig von ihren "bösen" Frauen finanziell ausgebeutet zu werden und dabei keinerlei Rechte "am Kind" zu haben.

Kratzt eins an der Oberfläche der Väterrechtsbewegung, wird erkennbar, unter welchem Deckmantel Maskulisten arbeiten: Sexismus, Antifeminismus, Homophobie und Biologismus. Nicht zuletzt geht es dabei um enorme finanzielle Interessen. Im Namen einer vermeintlichen "Gleichberechtigung" wird hier weiter Druck auf Frauen ausgeübt und darum gekämpft, diese nicht aus dem Machtbereich der Männer zu entlassen.

Anstatt diese Debatte ihrer Rückschrittlichkeit und frauenverachtenden Basis zu überführen - was insbesondere am 8. März zu erwarten sein sollte - hypt der Standard diese noch.

Anstatt klar und angesichts der Realität die Fakten auf den Tisch zu legen - dass beispielsweise jede fünfte Frau in Österreich Opfer von Gewalt wird - wird Antifeministen Raum gegeben. Diesmal geht die antifeministische Zitrone also nicht nur an Männer wie Hollstein, sondern an den Standard selbst. (Flora Eder/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.3.2011)