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Der Dalai Lama liegt mit 38 Punkten an der Spitze.

Foto: EPA/ANINDITO MUKHERJEE

Wien - Die überwiegend katholischen Österreicher würden ihre Seele am liebsten in die Hände des Dalai Lama legen. Im APA/OGM-Vertrauensindex genießt das Oberhaupt der Tibeter und der Buddhist die meiste Zuneigung unter Vertretern religiöser Gemeinschaften. Ihm folgen Kardinal Christoph Schönborn und der Papst. Das wenigste Vertrauen haben die Österreicher in Muslime-Chef Anas Schakfeh und Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG).

Für den Vertrauensindex wurden in der Karwoche 503 Österreicher ab 16 Jahren telefonisch befragt, ob sie der jeweiligen Person vertrauen oder nicht. Aus den Ja- und Nein-Stimmen wurde ein Saldo gebildet und dann ein Ranking erstellt. Die Schwankungsbreite beträgt plus/minus 4,5 Prozent.

Schönborn 10 Punkte

Der Dalai Lama liegt mit 38 Punkten deutlich an der Spitze. Schönborn als Zweiter bekam schon nur mehr 10, Papst Benedikt XVI. liegt mit 8 Punkten darunter. Sowohl den Wiener Erzbischof als auch den Heiligen Vater, kennen jeweils 80 Prozent der Österreicher, den medienbewussten Dompfarrer von St. Stephan, Toni Faber, nur 37 Prozent. Er liegt im Vertrauensindex mit sieben Punkten mit dem Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari (7) gleichauf an vierter Stelle.

Leicht im Plus sind noch der Klagenfurter Diözesanbischof Alois Schwarz, der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser (beide 3), der griechisch-orthodoxe Metropolit Michael Staikos (ihn kennen lediglich 6 Prozent der Befragten) und der Tiroler Diözesanbischof Manfred Scheuer (beide 2). Leicht unter dem Nullpunkt kam der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker zu liegen (minus 3).

Unter den Diözesanbischöfen kommt der erst vor kurzem ernannte und teilweise umstrittene Eisenstädter Ägidius Zsifkovics in der Vertrauensskala auf minus 8 Punkte, einen Punkt mit minus 9 darunter liegt der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz. Als unbeliebteste Bischöfe erwiesen sich der Feldkircher Elmar Fischer (minus 14) und der St. Pöltner Klaus Küng (minus 19). Insgesamt haben die katholischen Oberhäupter in den Diözesen einen eher geringen - also lokalen - Bekanntheitsgrad.

42 Minuspunkte für Schakfeh

Den Vertretern des Judentums vertrauen die Österreicher nur wenig: Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg, den 43 Prozent der Befragten kennen, liegt mit 13 Punkten im Minus, IKG-Präsident Ariel Muzicant mit 35. Am schlechtesten schnitt allerdings der scheidende Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ), Anas Schakfeh, mit 42 Minuspunkten ab.

Laut OGM-Chef Wolfgang Bachmayer zeigt das Ranking, dass das Vertrauen in die Repräsentanten viel stärker von Bekanntheit und Medien-Image geprägt ist, als von der Glaubensrichtung der Menschen. Dass ausgerechnet der Dalai Lama das meiste Vertrauen genießt, begründet er mit dessen freundlichem Wesen, bescheidenem Lebensstil, liberalen Grundhaltungen und der Lebensgeschichte eines Verfolgten. Auch die Absenz eines kirchlichen Machtapparates sei einer der Gründe.

Die eher bescheidenen Ergebnisse für einige Diözesanbischöfe begründet Bachmayer mit gewissen Haltungen und umstrittenen Positionen. Eisenbergs minus 14 Vertrauenspunkte hingegen seien "angesichts der äußerst kleinen Schar von israelitischen Glaubenszugehörigen, historischer Spannungen zwischen der christlichen und jüdischen Religion und vereinzelter noch immer bestehender antisemitischer Vorurteile eigentlich als positives Ergebnis zu interpretieren".

"Polarisierendes Profil"

Die Ablehnung Muzicants interpretiert Bachmayer "aufgrund seines polarisierenden politischen Profils". Und das extrem geringe Vertrauen Schakfehs sei angesichts der politischen Kontroversen rund um islamische Religion, Minarette und Zuwanderung wenig überraschend. (APA)