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Proteste in der Stadt Hama.

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Proteste in Nawa (in der Nähe von Daraa) am Mittwoch.

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Damaskus - In dem bislang größten Protestmarsch gegen Syriens Präsidenten Baschir al-Assad sind am Freitag rund Zehntausend Menschen in der Hauptstadt Damaskus auf die Straße gegangen. Die Demonstranten bekundeten dabei auch ihre Solidarität mit den Bewohnern in der weitgehend abgeriegelten Stadt Deraa, die als Hochburg der Protestbewegung gilt. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas gegen die Demonstranten ein. In Deraa eröffneten die Soldaten nach Berichten von Augenzeugen erneut das Feuer auf Tausende Demonstranten. Dabei wurden nach Informationen von Bürgerrechtlern mindestens 24 Demonstranten getötet. Darunter seien auch zwei Kinder, teilte die unabhängige syrische Organisation Sawasiah mit. Es habe Tote in den Städten Deraa, Homs, Latakia sowie in der Nähe der Hauptstadt Damaskus gegeben. Sawasiah erklärte, die Namen der Toten seien der Organisation bekannt.

Demonstrationen trotz Verbots

Seit Beginn der Proteste in Syrien sollen nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation etwa 500 Menschen getötet worden sein. Trotz des massiven Armeeaufgebots protestierten tausende Syrer nach den Freitagsgebeten nicht nur in Damaskus, sondern in zahlreichen weiteren Städten gegen die autoritäre Herrschaft von Assad. So gingen die Menschen etwa in Homs und Hama in Zentralsyrien, in Bania an der Mittelmeerküste und im östlichen Kamischli und in Haraschta für mehr Freiheit auf die Straße.

Unterdessen scheint sich die Situation in Deraa weiter zu verschärfen. Einem Mediziner zufolge wurden 15 Leichen mit Schusswunden ins Krankenhaus von Tafas nordwestlich der Stadt eingeliefert. Sie seien getötet worden, als sie versucht hätten, nach Deraa zu gelangen, um sich den Protesten anzuschließen. Ein Einwohner berichtete, ein Demonstrant sei von einem Scharfschützen erschossen worden. Dutzende Menschen seien verletzt worden, hieß es. Ein weiterer Augenzeuge berichtete, ganze Busladungen von Demonstranten aus nahe gelegenen Dörfern seien auf dem Weg nach Deraa. In der 120.000 Einwohner zählenden Stadt hatten die Proteste am 18. März begonnen.

In Damaskus fuhren mit Maschinengewehren ausgerüstete Fahrzeuge der Republikanischen Garde auf. Soldaten in Kampfmontur patrouillierten in Außenbezirken, wie ein Augenzeuge berichtete. Verschiedene Einheiten der Sicherheitsorgane und Geheimpolizei verstärkten Kontrollposten um die Stadt, wie andere Augenzeugen berichteten. Die Stadt sollte offenbar von den Vororten und vom Umland abgeschnitten werden. Telekommunikations- und Stromleitungen wurden Bewohnern zufolge abgeklemmt.

Muslimbrüderschaft unterstützt Proteste

Unterdessen stärkte in Syrien erstmals die Muslimbruderschaft der Protestbewegung den Rücken. In ihrer ersten Äußerung seit Beginn der Demonstrationen forderten sie die Syrer auf, ihren Widerstand gegen die autokratische Führung des Landes fortzusetzen. "Lasst nicht zu, dass das Regime Eure Mitbürger bedrängt", hieß es in der Erklärung, die Reuters vorlag. "Stimmt ein in den Gesang für Frieden und Würde. Erlaubt nicht, dass der Tyrann Euch unterjocht. Gott ist groß." (Reuters)