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Eine Million Gläubige drängten in den Vatikan, um die Seligsprechung von Johannes Paul II. mitzuverfolgen.

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Ein Graffito zu Ehren des Seligen – an der Guadalupe-Kirche in Mexiko-Stadt.Foto: EPA

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Papst Benedikt XVI. hatte das Seligsprechungsverfahren in Rekordtempo abwickeln lassen.

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Der Selige als Statue in Costa Rica.

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Schon um 1.30 Uhr eilten die zugelassenen Zuseher von der Absperrung in den Vatikan zur Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. Sein Nachfolger, Papst Benedikt, erinnerte an den "Duft seiner Heiligkeit".

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Vor der beeindruckenden Kulisse von mehr als einer Million Gläubigen wurde am Sonntag in Rom Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Hunderttausende hatten die Nacht im Freien verbracht, um an der Zeremonie teilnehmen zu können. Bereits um Mitternacht war es fast unmöglich, den Tiber in Richtung Petersplatz zu überqueren. Tausende waren am Ponte Vittorio Emanuele und vor der Engelsburg bei kühlen Temperaturen in ihre Schlafsäcke geschlüpft.

Angesichts des großen Andrangs wurde der Zugang zur Sperrzone um den Vatikan wesentlich früher als geplant geöffnet. Um 1.30 Uhr wurde die indische Ordensschwester Lourdes Marie als Erste in die Via della Conciliazione vorgelassen. Die meisten Gläubigen legten die 200 Meter bis zum Petersplatz im Laufschritt zurück. Dort mussten sie weitere vier Stunden ausharren, bis sie den Platz betreten durften.

Rom glich am Wochenende einer polnischen Stadt. Fast 100.000 Reisende aus dem Heimatland Wojtylas prägten mit ihren weißroten Fahnen das Stadtbild und bevölkerten die Basiliken der Stadt und den Circus Maximus, wo sich am Samstagabend rund 200.000 Menschen zu einer Vigilfeier einfanden. Dabei schilderte die französische Nonne Marie Simon-Pierre ihre dem polnischen Papst zugeschriebene Heilung von einem Parkinson-Leiden.

Kardinal Stanislaw Dziwisz, der langjährige Privatsekretär des Papsts, versicherte: "Ich fühle, dass Karol Wojtyla jetzt unter uns weilt." Die eigentliche Seligsprechung begann um 10 Uhr vor dem Petersdom. Kardinal Agostino Vallini schilderte zunächst das Leben Johannes Paul II. Als Benedikt XVI. um 10.37 Uhr die Seligsprechung verkündete und ein überdimensionales Porträt des polnischen Kirchenoberhaupts enthüllt wurde, kannte die Begeisterung keine Grenzen. "Santo subito" -Rufe schallten über den Platz.

So überschwänglich war der Jubel, dass das versammelte Kirchenvolk in mehrsprachigen Ansagen zu größerer Andacht aufgefordert und ersucht wurde, den Gottesdienst nicht durch lebhaften Beifall und Fahnenschwingen zu stören.

Papst Benedikt XVI. würdigte den "unerschütterlichen Glauben und die große Spiritualität" des polnischen Papsts: "Ich danke Gott dafür, dass ich mit ihm so lange zusammenarbeiten durfte." Schon bei dessen Begräbnisfeier sei der "Duft seiner Heiligkeit" zu spüren gewesen. Deshalb habe er gewollt, dass die Seligsprechung seines Vorgängers zwar vorschriftsmäßig, aber "ziemlich rasch vorangehen konnte" . Das Verfahren war in Rekordzeit abgewickelt worden.

Monstranz mit Papst-Blut

Zwei Nonnen präsentierten bei der Zeremonie eine Monstranz mit einer Ampulle, die Blut des 2005 verstorbenen Papsts enthält. Ein Großaufgebot der Polizei überwachte die Zeremonie und das Umfeld des Vatikans.

Mehrere Dutzend Staats- und Regierungschefs hatten sich zur Feier eingefunden, darunter der polnische Präsident Bronislaw Komorowski, das belgische Königspaar, der Präsident der EU-Kommission José Manuel Barroso und der französische Regierungschef François Fillon. Als ungebetener Gast nutzte auch Zimbabwes Präsident Robert Mugabe die Gelegenheit, das EU-Einreiseverbot zu umgehen.

Zehntausende Pilger, die im Gedränge nicht bis zum Vatikan vordringen konnten, verfolgten die Seligsprechung auf Großbildschirmen auf dem Circus Maximus und anderen Plätzen Roms. Deren Zahl reichte bei weitem nicht aus.

Nach der Zeremonie küssten alle Kardinäle den Sarg des polnischen Papsts, der aus der Krypta vor den Hauptaltar der Kirche gebracht worden war. Bis Montag bleibt er dort allen Pilgern zugänglich, dann wird er in der San-Sebastians-Kapelle neben Michelangelos Pietá bestattet. (Gerhard Mumelter aus Rom/DER STANDARD, Printausgabe, 2.5.2011)