Bild nicht mehr verfügbar.

"Alle Städte in Syrien sind terroristisch!???" prangt auf dem Plakat von Regimegegnern in Banias. Die Armee stürmte die Stadt.

Foto: Reuters

Damaskus - Die syrische Armee ist am Wochenende nach Angaben von Menschenrechtlern und Einwohnern mit Panzern in mehrere Städte des Landes eingerückt. Bei der Erstürmung der sunnitischen Bezirke der Küstenstadt Banias am Samstag seien sechs Zivilisten getötet worden, sagten Menschenrechtsaktivisten. Demnach schossen syrische Streitkräfte auch auf einen Protestzug von Frauen von Markab nach Banias und töteten dabei vier von ihnen.

Am Sonntag rückten die Streitkräfte Einwohnern zufolge zudem mit mindestens acht Panzern in Tafas im Süden des Landes ein. Bei den Demonstrationen nach den Freitagsgebeten waren 27 Menschen ums Leben gekommen. Seit Ausbruch der Unruhen vor sieben Wochen sind laut der syrischen Organisation Sawasiah mindestens 800 Zivilisten getötet worden.

Das Militär sei aus drei Richtungen in die 50.000 Einwohner zählende Stadt Banias eingedrungen, berichteten die Menschenrechtler. Die Stadtteile mit alawitischer Bevölkerung - die mächtige Minderheit in dem arabischen Land - seien nicht betroffen gewesen. In Banias leben zu etwa 70 Prozent sunnitische Muslime und 30 Prozent Alawiten.

Keine Journalisten mehr

Telefon- und Internetverbindungen in der Stadt sind größtenteils unterbrochen. Im ganzen Land sind nach Angaben von Menschenrechtlern mobile Internetverbindungen von den zwei Anbietern des Landes bereits am Freitag gekappt worden. Sawasiah sagte, die Regierung habe das rigorose Vorgehen gegen Kommunikationsverbindungen verstärkt, um den Informationsfluss aus dem Land zu unterbrechen. Es befinden sich keine ausländischen Journalisten mehr in dem Land.

Der Angriff auf Banias ereignete sich wenige Stunden, nachdem die Vereinigten Staaten angesichts der Gewalt gegen Demonstranten weitere Sanktionen gegen die syrische Regierung angedroht hatten. Am Freitag hatten zudem die EU-Mitgliedsstaaten ein Waffenembargo, Reisebeschränkungen gegen Vertreter des Staates und das Einfrieren von Vermögenswerten beschlossen.

Experten halten die Sanktionen des Westens allerdings für unzureichend, um Syriens Elite wirklich ins Straucheln zu bringen. Demnach profitiert Assad auch vom fehlenden Druck der anderen autokratischen Regierungen in der Arabischen Liga. Am Samstag sagte der Generalsekretär des Golf-Kooperationsrats, Abdullatif al-Sajani, die arabischen Golfstaaten hätten keine Pläne, für Syrien einen ähnlichen Friedensplan wie für den Jemen auszuhandeln.

Ein Cyber-Aktivist berichtete der APA per Telefon, das Regime setze zunehmend auf Folter, um Regierungsgegner einzuschüchtern und Angst unter ihnen zu verbreiten. (Reuters, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 9.5.2011)