Man sollte meinen, dass die Vorgaben für eine ordentliche, konsumentenfreundliche Lebensmittelkennzeichnung klar auf dem Tisch liegen: Das, was in Lebensmitteln drin ist, muss auf der Verpackung leicht lesbar angeführt sein.

Allein, an dem mittlerweile jahrelangen Gezerre um die dringend notwendige einheitliche europäische Lebensmittelkennzeichnung zeigt sich, dass es wahrlich nicht einfach ist. Nachdem eine simple Ampel-Lösung scheiterte, weil sich die Lebensmittelindustrie querlegte (viele Fertiggerichte hätten da gut sichtbar mit der Signalfarbe Rot versehen werden müssen), führen Verbraucher- und Industrielobbys derzeit verbissene Kämpfe darüber, was künftig alles angeführt werden sollte.

Hier ein Auszug: Inhaltsstoffe, Nährwert und Energiegehalt, Cholesterin, mögliche allergene Wirkungen, eventuell Auskünfte zur Umwelt, zum Tierschutz, mit oder ohne Hilfe von Gentechnik. Wegen der vielen Lebensmittelskandale der letzten Jahre wird mit wachsendem Erfolg darauf gepocht, dass auch die Herkunft des Hauptrohstoffes des jeweiligen Lebensmittels angeführt wird.

Auf dem beschränkten Platz, den eine durchschnittlich große Lebensmittelpackung bietet, ist das alles in einer normalen Schriftgröße kaum mehr unterzubringen. Die Briten haben die Ampel-Kennzeichnung freiwillig eingeführt und sind davon überzeugt. Man ist es ihnen neidig. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14./15.5.2011)