Der Tanzrhythmus bestimmt die Dramaturgie des temporeichen Films "Bödälä - Dance the Rhythm" von Gitta Gsell.

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Seit Urzeiten schlagen die Menschen beim Tanzen ihre Füße rhythmisch in den Boden. Auch beim Bödelen und Gäuerlen. Hinter diesen exotischen Namen verbergen sich Volkstänze, deren Tradition in der Innerschweiz hochgehalten wird. Mit ihrem Dokumentarfilm Bödälä – Dance the Rhythm versucht Regisseurin Gitta Gsell diese in die weite Welt zu katapultieren.

Der Tanzrhythmus bestimmt die Dramaturgie des temporeichen Films. Beim Bödelen – das Wort kommt von Bödele, also Boden – und Gäuerlen, was so viel wie "in Wallung kommen" bedeutet, wird nach Herzenslust gestampft, gedreht, geklatscht, gejauchzt, getrommelt, gewirbelt, gelegentlich auch gesungen. Es handelt sich um Werbetänze, bei denen ursprünglich der Mann die Frau mit allerlei wendigen Kunststücken zu beeindrucken versuchte. Mittlerweile haben sich die Balztänze emanzipiert.

Dazu sind gegensätzliche Meinungen von Traditionalisten und Modernisierern zu hören. Die Kontroverse über die "richtige" Art der Ausübung der folkloristischen Tradition beleuchtet die Regisseurin aus verschiedenen Blickwinkeln. Als Beispiele für die kreative und aktuelle Entwicklung ursprünglicher Volkstänze stellt sie etwa Schweizer Tänzer und Choreografen vor, die eigenwillige Varianten von Tap Dance und Flamenco auf die Bühne bringen.

Bödälä – Dance the Rhythm ist rasant geschnitten. Das Schweizer Volksgut wird aus seiner regionalen Verhaftung herausgeholt und vom rechten Ideologiemief befreit. Hin und wieder verliert die 80-minütige Doku jedoch ihren Fokus, wenn sie sich zu sehr vom titelgebenden Tanz weg bewegt und das ursprüngliche Konzept aus den Augen verliert. Die ländliche Idylle, die der Film evoziert, ist wohl ebenso dem Untergang geweiht wie ihre regional verhafteten Bräuche. Gsells Film setzt ihnen zumindest ein unterhaltsames Denkmal. (ewp, DER STANDARD – Printausgabe, 19. Mai 2011)