Realistisch scheint ein Potenzial von sieben Prozent, und auch dieses müsste erst ausgeschöpft werden - mit einem attraktiven Spitzenkandidaten, der derzeit gar nicht in Sicht ist. Die Gründung einer neuen Partei, die sich tatsächlich nur als Interessenvertretung der Wirtschaft versteht, würde auf eine Minderheitenfeststellung hinauslaufen. Das kann auch der Wirtschaft nicht recht sein.

Eine Wirtschaftspartei würde zwangsläufig der ÖVP, die sich am ehesten und sehr deklariert auch als Interessenvertretung für die Wirtschaft versteht, schaden. Mag sein, dass die Wirtschaft mit der Regierung nicht zufrieden ist, dafür gibt es viele gute Gründe, mag auch sein, dass sie mit dem Kurs der ÖVP nicht zufrieden ist, auch dafür gibt es gute Gründe. Der Volkspartei mit einer Neugründung massiv zu schaden oder sie dadurch sogar zu sprengen, wäre aber schlichtweg dumm. Der Untergang der ÖVP würde den unternehmerischen Interessen im Lande kaum zuträglich sein. Das kann auch der Wirtschaft nicht recht sein.

Und letztlich: Es ist nicht gerade sympathisch, wenn sich eine Partei nur darauf konzentriert, die Interessen der Wirtschaft zu vertreten, und dabei die Interessen der Arbeiter und der Angestellten außer Acht lässt. Es wäre fatal, wenn die Wirtschaft nur auf sich selbst schaut, gesellschaftliche Zusammenhänge ignoriert und auf die Allgemeinheit pfeift. Das kann auch der Wirtschaft nicht recht sein. (Michael Völker, STANDARD-Printausgabe, 24.5.2011)

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