Solidarität in der Generali-Arena.

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Wien - "Wir haben die Rädelsführer entfernt. Es war schwer, aber es hat funktioniert", so wurde Austria Wiens Klubvorstand Markus Kraetschmer nach den Derby-Ausschreitungen im "Kurier" zitiert. Man hätte nach dem Platzsturm gegen Bilbao reagiert. Ganz so perfekt scheint es dann aber doch nicht funktioniert zu haben. Nach dem Schlusspfiff am Mittwoch gegen Red Bull Salzburg liefen rund zwei hundert Fans zum Gästesektor, um die Anhänger der siegreichen Mannschaft zu provozieren. Und dabei sollte es nicht bleiben: eine Leuchtrakete flog Richtung Red Bull-Fans, blieb aber im Netz hängen.

Solidarität mit einem Mörder

Und das Spiel mit rechtsradikalen Botschaften, setzt hier allmählich eine Verbesserung der Zustände ein? Wohl kaum. "Josue Libertad!" stand es am Mittwochabend in großen Lettern auf einem Banner der Osttribüne in der Generali Arena zu Favoriten geschrieben. Wer ist aber dieser Josue, dessen Freiheit hier gefordert wird? Gemeint ist Josué Estébanez de la Hija, ein spanischer Berufssoldat und verurteilter Mörder des 16-jährigen Carlos Javier Palomino.

Kultfigur der Neonazi-Szene

Am 11. November 2007 stach Estébanez dem Jugendlichen, der sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg zu einer antifaschistischen Demonstration befand, in einer Madrider U-Bahn aus politischer Motivation ein Messer ins Herz. Er wurde daraufhin zu 26 Jahren Haft verurteilt. Seither ist Estébanez zur Kultfigur der Neonazi-Szene mutiert und oftmals im Mittelpunkt rechtsextremer Solidaritätskundgebungen.

Kraetschmer: "Alleine werden es die Klubs nicht schaffen"

Am Freitag meldete sich Kraetschmer bei derStandard.at, um zu den Vorfällen Stellung zu nehmen: "Für das Stadion wurden gewisse Verhaltensregeln festgelegt. Damit haben wir zuletzt viele positive Erfahrungen gemacht. Leider gibt es immer wieder Unverbesserliche. Den Bengalenwerfer vom Mittwoch haben wir übrigens bereits ausgeforscht und den Prozess für ein Stadionverbot sofort eingeleitet. Wie man sieht, versuchen wir rasch zu agieren. Die  versteckte Nazi-Symbolik, von der wir uns ganz klar distanzieren wollen, ist natürlich für alle keine einfache. Wir haben alle Hinweise dazu an das Amt für Verfassungsschutz weitergeleitet. Wichtig sind aber auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die Exekution von Stadionverboten. Wir sind an Gesetze und Justizentscheidungen gebunden. Auch diese Themen müssen dringend gelöst und verbessert werden, denn alleine werden es die Klubs nicht schaffen." (red; derStandard.at; 28. Mai 2011)