Der Gedanke ist so simpel wie dumm: den Boulevard mit Geld gewinnen oder ruhigstellen, sich mit "Krone", "Heute", "Österreich" (und Politkontrolle über den ORF) über die nächste Wahl retten. Dreistellige Millionenbeträge in der Hoffnung auf ein paar Lächelbilder mehr, ein paar Schlag-Zeilen weniger. Rote Ministerien, Firmen fielen da auf, aber auch schwarze Minister schmückten schon Promotion-Doppelseiten, nicht alle als bezahlt ausgeschildert.

Den Boulevard zu fördern heißt, simple Lösungen, Schwarz-Weiß-Denken, knackige Konfrontation, Freund-Feind-Schema zu fördern, Law-and-Order-Politik, EU- und Ausländerfeindlichkeit, nationales und gestriges Gedankengut. Es braucht keine Umfragen, um zu erkennen, welchem Lager das nützt. Und regierungsfähig oder nicht, die Formel für Umgang mit öffentlichem Werbegeld beherrschen im Fall des Falles auch die Blauen.

Haben die Regierung, die SPÖ all das erkannt? Dienstag passierte den Ministerrat - auf Druck der übrigen Verleger und auch der ÖVP - ein vernünftig klingendes Gesetz, das zumindest verpflichtet, die Schaltungen offenzulegen - und damit ihre womöglich einseitige Dummheit.

Bevor das Glück überschäumt: Noch muss es der Nationalrat beschließen, muss sich die Umsetzung erweisen. Nicht auszuschließen, dass manch Ministerium, manches Land alle politische Intelligenz auf Tricks verwendet, trotz Transparenzgesetzes den dummen Weg fortzusetzen. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 22./23.6.2011)