Mein Sohn ist zwar noch eher klein, aber dennoch schon ein großer Europäer. Er war im Sommer in Griechenland und hat die dortige Wirtschaft über seine Eltern tatkräftig unterstützt. Er glaubt an den Euro, weil er noch immer ein Eis bekommt, wenn er eine Münze dafür hergibt. Im Oktober wird er vier Jahre alt. Er ist kein großer Fernsehschauer, hat aber dennoch mitbekommen, dass es am Wochenende eine mehrstündige Live-Übertragung des öffentlich rechtlichen Rundfunks anlässlich der Beerdigung eines Staatsbürgers geben wird, bei welcher auch der österreichische Bundespräsident dabei sein wird.

Kriege führen mögen andere, du glückliches Österreich mach Staatsbegräbnisse, auch wenn es dafür keinerlei Legitimation gibt. Oder hat Faymann hinter der Tapetentür die Monarchie wieder eingeführt, weil er gemerkt hat, dass er als Kaiser mehr Unterstützung in der Bevölkerung hätte? Kann sein, aber bis dato ist davon noch nichts an die Öffentlichkeit gedrungen (vermutlich deshalb, weil die Strategen am Ballhausplatz den Facebook-Auftritt des Kanzlers noch nicht fertig ausgetüftelt haben).

Anyway: Meiner Oma, meiner Kollegin Marie-Theres Egyed und den japanischen Touristen wird’s taugen, mir nicht. Deshalb fordere ich Kompensation. Ich will, dass zur Geburtstagsparty meines Sohnes auch der ORF live überträgt und halb Wien für den Verkehr gesperrt wird. Und ich möchte auch den Bundespräsidenten als Ehrengast begrüßen. Gerne kann auch das schwedische Königspaar vorbei kommen und echte Kronen und Krönchen mitbringen. Die vom McDonalds hat schließlich schon jeder. (Rainer Schüller, derStandard.at, 13.7.2011)