Klagenfurt - In Kärnten sollen unter Alkoholeinfluss straffällig gewordene Jugendliche gemeinnützige Arbeit leisten. Soziallandesrat Christian Ragger (FPK) wollte sie dabei ursprünglich, wie etwa in den USA, an den Pranger stellen. Sie sollten ihre Arbeit "nach außen sichtbar" verrichten, kündigte der blaue Soziallandesrat an. So sollten die straffälligen Jugendlichen "orange Leibchen tragen und öffentlich putzen". Später hat Ragger seine Aussagen jedoch relativiert und gemeint, er sei missverstanden worden.

"Sündenbock-Politik"

Die Reaktionen auf Raggers Pranger-Idee sind dennoch heftig, und sie haben ihm auch Rücktrittsaufforderungen eingebracht. So meint etwa die grüne Abgeordnete Barbara Lesjak, während Ragger selbst mit seinem Dienst-BMW "durch die Gegend" brause, lege er gegenüber Schwächeren eine "beispiellose Kaltherzigkeit" an den Tag: "Ragger soll Kärnten einen Dienst erweisen und zurücktreten." SPÖ-Sozialsprecherin Inex Mischitz-Obexer beklagt eine "menschenverachtende - und entwürdigende Sündenbockpolitik". Sie vergleicht Raggers Politik mit einer "sozialen Abrissbirne".

Auch Sozialexperten lehnen Raggers "Sozial-Pranger" vehement ab. Der Verein "Neustart" befürchtet durch die sichtbare Ausgrenzung Jugendlicher ein Ansteigen von Aggression und Resignation. "Abschreckung allein treibt sie ins Dunkelfeld und löst nichts an den Problemen, die sie selbst haben und leider auch anderen machen", warnt der Leiter von Neustart-Kärnten, Alfred Geschwendner. (stein, DER STANDARD, Printausgabe, 21.7.2011)