Frankfurt/Bürsel/Mailand/Washington – Die Angst vor einem Börsencrash und unabsehbaren Folgen für die Weltwirtschaft hat am Wochenende die Spitzenpolitiker aus den führenden Industriestaaten und Schwellenländern zum Handeln getrieben. Neben zahlreichen Telefonkonferenzen der G-7 und der G-20 wegen der US-Schuldenkrise richteten sich die europäischen Hoffnungen am Sonntag vor allem auf die Europäische Zentralbank (EZB), die auf dieser Seite des Atlantiks am ehesten zur Beruhigung der übernervösen Investoren beitragen könnte.

Anleihenkauf

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Sonntag Abend den Kauf von italienischen und spanischen Staatsanleihen signalisiert. Die EZB wolle ihr Anleihenkaufprogramm "aktiv umsetzen", teilte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet nach einer Telefonkonferenz des Rats der Notenbank in Frankfurt mit. Die EZB begrüße die neuen Spar- und Reformanstrengungen von Italien und Spanien.

Angesichts der sich ausweitenden Schuldenkrise in Europa werde die Europäische Zentralbank weitere Staatsanleihen in der Eurozone aufkaufen. Um Anleihen welcher Länder es sich handelte, wurde im Kommunique zwar nicht dezidiert erwähnt. Die Euro-Notenbank forderte aber namentlich Spanien und Italien zur raschen Umsetzung der angekündigten Reformen auf.

Italien, das zunehmend unter den Druck der Finanzmärkte gerät, hatte am Freitag zu verstehen gegeben, dass die EZB dem bedrängten Land am Montag mit dem Kauf von Staatsanleihen zur Hilfe kommen könnte.

Das Programm zum Aufkauf von Anleihen sei als Reaktion auf gestörte Marktsegmente geschaffen worden, um die Preisstabilität in der Euro-Zone zu sichern, erklärte der 23-köpfige EZB-Rat lediglich nach den mehrstündigen Beratungen am Sonntagabend.

Italien und Spanien mussten zuletzt rekordhohe Zinsen für ihre Refinanzierung anbieten. Nach Aussage mehrerer EZB-Mitglieder hat dies nur wenig mit der realwirtschaftlichen Lage der beiden Euro-Schwergewichte zu tun.

Das oberste Gremium der Zentralbank ermahnte die dritt- und viertgrößte Volkswirtschaft der Währungsgemeinschaft, die angekündigte Verschärfung ihrer Sparpakete entschlossen und zügig umzusetzen: Dies sei eine grundlegende Voraussetzung für eine bessere Wettbewerbsfähigkeit und einen schnellen Schuldenabbau. Zugleich wurden erste Fortschritte bei den Vorhaben in diesen Ländern gelobt.

Euro legt zu

Der Euro legte nach den Aussagen der EZB auf 1,443 Dollar zu. Der Dollar steht freilich unter dem Druck des Downgrading der US-Kreditwürdigkeit wegen der dortigen Schuldenkrise.

Arabische Börsen zeigten sich zuvor am Sonntag eher skeptisch. Der erste große Markt – Tokio – eröffnet am Montag um 02.00 Uhr MESZ. Der saudi-arabische Aktienmarkt, der als einziger auch am Samstag öffnet, legte am Sonntag, nach einem Kurseinbruch von 5,46 Prozent am Vortag zu. Der Rest der arabischen Börsen lag am ersten Tag der neuen Handelswoche durch die Bank im Minus. (APA/Reuters)