Wien - Beste Chancen auf den Titel "Billigste Urlaubsausrede" darf sich im heurigen Sommer FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ausrechnen: Nachdem der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) am Parteiausschuss des Tiroler Abgeordneten Werner Königshofer gerüttelt hat ("Diskussionsbedarf"), erklärte Strache, dass Graf "urlaubsbedingt" nicht auf dem letzten Stand über Königshofers Fehltritte gewesen sei - und überhaupt hätten die Medien Grafs Aussagen falsch interpretiert.

Daher noch einmal für alle, die Königshofers Eskapaden im Juli "urlaubsbedingt" ebenfalls versäumt haben, zur Nachlese: Angesichts der Attentate in Norwegen rief der 58-jährige FPÖ-Mann via Homepage auf, darüber nachzudenken, "dass in Europa jedes Jahr Millionen ungeborener Kinder schon im Mutterleib getötet werden". Das brachte das Fass für die FPÖ - außer offenbar für Graf - zum Überlaufen. Und schon davor war Königshofer mit diversen Beschimpfungen wie "Kanake" (für einen Asylwerber) und "Landtagsschwuchtel" (für einen Grünen) aufgefallen.

Schlechte Verbindung auf der Rax

Auch nicht schlecht: Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) erklärte ihr Nicht-Einschreiten in der Causa um den von Litauen gesuchten und in Österreich nur kurz festgehaltenen Ex-KGB-Offizier Michael Golowatow so: "Ich war auf Urlaub. Rund um Mitternacht bekam ich die Info, erst nur, dass es sich um einen russischen Staatsbürger handelt." Und außerdem sei kein ausreichender Haftbefehl vorgelegen.

Ebenfalls pikant: Trotz Einsturzgefahr des Parlaments hat sich Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) bis dato nicht zu Wort gemeldet - "urlaubsbedingt", versteht sich. In ihrem Büro versichert man, dass die Sanierungsarbeiten aber - wie vorgesehen - problemlos vorangingen. Prammers Absenz sei jedenfalls gar kein Problem, denn: "Sie könnte jetzt ohnehin nur den Arbeitern zusehen."

Unvergessen auch, als Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) im August des Vorjahres tagelang abgetaucht war, als ein Beschluss der schwarzen Landeshauptleute kursierte, dass sämtliche Lehrer künftig den Ländern zu unterstellen seien. Dann endlich aus dem Gebirge zurückgekehrt, erklärte Schmied frank und frei: "Nachdem ich auf der Rax keinen Handy-Empfang hatte, habe ich die Geschehnisse sehr zeitverzögert wahrgenommen." Und zum Papier der Landeshauptleute: "Das ordne ich unter 'Sommertheater' ein und mache ein Hakerl drunter." - Womit die Ministerin aus heutiger Sicht eindeutig recht hatte. (nw, DER STANDARD; Printausgabe, 10.8.2011)