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Jannach äußert seine persönliche Sicht: "Würde in so einem Fall zurücktreten."

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Ehemaliger Scheuch-Weggefährte Dolinschek: "Hinter Scheuch steht in der FPK nur mehr der engste Kreis."

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Wien - "Uwe, wir stehen hinter dir!" und "Jetzt erst recht!" Diese Parolen gaben die Kärntner Blauen nach dem erstinstanzlichen Urteil gegen FPK-Chef Uwe Scheuch aus. Ob der Rückhalt der blauen Kader wirklich so stabil ist, wie die FPK-Spitze um Uwe und Kurt Scheuch suggeriert, bezweifeln in Kärnten nicht nur politische Gegner. "Hinter dem Uwe Scheuch stehen nur jene Leute, die eine entsprechende FPK-Funktion haben. Der engste Kreis", sagt der geschäftsführende Kärntner BZÖ-Chef Sigisbert Dolinschek.

Harald Jannach gehörte nie zum engsten Scheuch-Kreis, dafür schon lange zur freiheitlichen Gesinnungsgemeinschaft. Seine persönliche Meinung zu Scheuchs Tonband-Mitschnitt im Gespräch mit derStandard.at: "Im Grunde würde ich, wenn mir so etwas passiert - was mir nicht passieren kann, weil ich so was nicht sage -, am nächsten Tag zurücktreten. Ich würde mich bei der Bevölkerung entschuldigen und keine politische Funktion mehr annehmen." Jannach war früher Kärntner FPÖ-Chef, also jener kleinen Gruppe, die 2005 nicht zu Haiders BZÖ ging, sondern von Kärnten aus Heinz-Christian Strache die Treue hielt. Die Loyalität wurde Jannach wenig gedankt: Strache verhandelte die Wiedervereinigung mit Scheuch im Geheimen - ohne Jannach.

Dolinschek: Rückhalt für Scheuch endenwollend

Strache muss Scheuch jetzt notgedrungen verteidigen. Vor allem vor der Öffentlichkeit, aber auch vor jenen, die Ende 2009 vor der überhasteten Wiedervereinigung von FPÖ und BZÖ Kärnten gewarnt hatten. Dolinschek fühlte sich damals von Scheuch überrumpelt und blieb nach kurzem Hin und Her im BZÖ. "Er hatte einiges Potenzial, aber er hat mich maßlos enttäuscht", erinnert sich Dolinschek.

Scheuchs Postwurfsendung an alle Kärntner hält Dolinschek für einen eher unglücklichen Versuch, sich auf Jörg Haiders Spuren mit der Bevölkerung gemein zu machen. "Er hat aber nicht diesen breiten Rückhalt. Hinter Haider standen nicht nur Parteimitglieder." Zum Märtyrer eigne sich Uwe Scheuch nicht. "Er spielt die Rolle, zum Märtyrer reicht's aber nicht." Dass sich nach dem Urteilsspruch bei einer eilig einberufenen Partei-Versammlung 350 Mitglieder einfanden, deutet Dolinschek, mit dem Kärntner Politik-Biotop wohlvertraut, so: "350 ist nicht die Menge, die es früher bei solchen Veranstaltungen schon einmal gab."

FPK-interne Kritik an Justizbeschimpfung

In Pörtschach war es auch, wo Kurt Scheuch und andere FPK-Granden die Justiz wüst beschimpften - ein Vorgehen, das der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (FPK) in der "Kleinen Zeitung" kritisierte. "Jetzt gilt es den Ball flach zu halten und zu schauen, dass die Partei wieder zur Ruhe kommt", riet er. "Eine Konfrontation mit der Justiz lehne ich ab."

Den Rücktritt empfahlen Scheuch von blauer Seite laut Medienberichten bisher nur ehemalige Politiker: der Ex-Abgeordnete Günter Schönhart und der Ex-Parteichef Norbert Steger. Doch auch FPÖ-Nationalratsabgeordneter Jannach goutiert nicht alle Töne der Schwesterpartei FPK. Es sei ganz einfach. "Die Gerichte entscheiden. Angriffe auf die Gerichte halte ich für kontraproduktiv. Beschimpfungen bis hin zu Morddrohungen sind indiskutabel." Auch zu Uwe Scheuchs Chauffeur hat Jannach eine Meinung. Dieser belegte in einem Leserbrief den Richter, der seinen Chef verurteilt hatte, mit einem Fluch und wünschte ihm "alles Pech der Welt". (Später entschuldigte er sich.) Jannach: "Das ist ein gemeingefährlicher Irrer, der aus dem Landesdienst entlassen gehört." (Lukas Kapeller, derStandard.at, 10.8.2011)