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Ein massives Polizeiaufgebot hat in der Nacht auf Donnerstag für gespannte Ruhe in den britischen Ballungszentren gesorgt.

Foto: EPA/MARIUS BECKER

London/Washington - Nach vier Krawallnächten hat es in Großbritannien in der Nacht auf Donnerstag nach Medienberichten keine größeren Zwischenfälle gegeben. In London, Manchester oder Birmingham herrschte gespannte Ruhe. Zahlreiche Polizisten patrouillierten auf den Straßen, berichtete der Fernsehsender BBC.

Bereits in der Nacht zum Mittwoch war es in London verhältnismäßig ruhiggeblieben. Dafür hatte sich die Gewalt aber in anderen Städten fortgesetzt, darunter Manchester und Liverpool. In Birmingham starben drei Einwanderer, nachdem sie von einem Auto überfahren worden waren. Die Männer im Alter zwischen 21 und 31 Jahren standen auf dem Bürgersteig und wollten ein Geschäft vor Plünderern schützen.

Cameron: "Plünderer, Diebe und Räuber"

Der britische Premierminister David Cameron besuchte die Stadt am frühen Abend und sprach den Hinterbliebenen der Opfer sein Beileid aus. Erneut kündigte er eine harte Hand der Polizei an. "Die meisten Leute, die wir sehen, sind keine Demonstranten. Es sind Plünderer, Diebe und Räuber - sie begehen Straftaten", sagte er. "Sie müssen festgenommen, verurteilt und eingesperrt werden."

Die ersten Randalierer wurden unterdessen zu Haftstrafen verurteilt. Zwei Männer, die an Ausschreitungen in Manchester beteiligt waren, müssen für 10 beziehungsweise 16 Wochen ins Gefängnis, wie die Polizei der nordenglischen Stadt nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA mitteilte. Viele weitere Beteiligte würden folgen, hieß es.

805 Verhaftete in London

Scotland Yard erklärte am Mittwochabend, allein in London seien seit Beginn der Ausschreitungen am Wochenende 805 mutmaßliche Beteiligte festgenommen worden. 251 von ihnen seien wegen diverser Straftaten angeklagt.

Die Krawalle waren am Samstag im nördlichen Londoner Stadtteil Tottenham ausgebrochen und hatten sich in den vergangenen Tagen immer weiter ausgebreitet. Auslöser war der Tod eines 29 Jahre alten dunkelhäutigen Familienvaters, der von der Polizei erschossen worden war. Ballistische Untersuchungen ergaben, dass er selbst nicht auf die Polizisten gefeuert hatte. Das hatte Scotland Yard behauptet.

Unterdessen versuchen Islamisten offenbar, Vorteile aus den Krawallen zu ziehen. In mehreren Internetforen, in denen zum Heiligen Krieg aufgerufen wird, wird unter anderem gefordert, feindliche Botschaften gegen die britische Regierung zu verbreiten, wie das auf die Überwachung islamistischer Webseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE am Mittwoch mitteilte. Dienste wie Facebook oder Twitter sollten "infiltriert" werden, um zur Fortsetzung der Randale aufzurufen und damit eine Protestbewegung wie in der arabischen Welt entstehen zu lassen. In einer Botschaft heißt es demnach, der Moment sei günstig, neue Anhänger für den Jihad zu rekrutieren. (APA)