Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Abby Lanning (Sofia Milos).

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"Klischiert" ist das Wort zum ersten Schweizer "Tatort" seit neun Jahren, der Sonntagabend zu sehen war. Wie beim österreichischen Pendant kommt man nicht umhin, danach zu fragen, wie sich das Land in seinem Vorzeigekrimi spiegelt. Und der eidgenössische Wiedereinstand in die Tatort-Familie - Untertitel Wunschdenken - sagt viel über den Boden aus, auf dem er gewachsen ist.

Der Krimi hätte bereits im April gezeigt werden sollen. Die Ausstrahlung verzögerte sich - und das erwartet man jetzt nicht - wegen der übertriebenen Klischees, die die Kulturchefin des Schweizer Fernsehens beanstandete. Weitere Kritikpunkte gab es - und das war zu erwarten - an einer Erotikszene, an der "importierten" CSI-Darstellerin Sofia Milos und an der Synchronisation. Lokalkolorit sei auf der Strecke geblieben.

Die nun ausgestrahlte Fassung zeigt keine Kuhglocken mehr und keine deutlich erkennbaren Anspielungen auf Schweizer Rechtspopulisten. Der Lokalkolorit wurde durch eine furchtbare Synchronisation mit Dauerakzent gewahrt. Bei Handlungsaufbau und Charakteren - ein bisschen kompliziert, ein bisschen langweilig, Stefan Gubser als stets freundlicher Kommissar - sickerten immerhin noch unfreiwillig Schweizer Klischees durch.

Richtig schlimm wird es erst, wenn globalisierte Handlungsschablonen auf die eidgenössische Idylle angewandt werden: Die Anbahnung zur Sexszene zwischen Kommissar und CSI-Ermittlerin gehört zum Albernsten, was seit langem im "Tatort" zu sehen war: Tauben verwüsteten ihr Zimmer. Sie kann da nicht schlafen. Das Hotel ist ausgebucht. Was machen wir da bloß? Nicht viel. Der Rest wurde herausgeschnitten. (Alois Pumhösel/DER STANDARD; Printausgabe, 16.8.2011)