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Von links: Saif, Saadi und Khamis al-Gaddafi.

Fotos: EPA, Archiv

Muammar al-Gaddafi war nicht der einzige Diktator der Welt mit verhaltensauffälligen Söhnen. Man denke nur an Saddam Husseins Jüngeren, Uday, für den sich manchmal sogar der Vater schämte (und ihm einmal zur Strafe alle seine Luxusautos verbrannte). Bei Gaddafi hingegen war das Problem allein schon ein quantitatives: Wenn bei sieben Söhnen weniger als die Hälfte öffentlich Ärger machen, sind das immerhin schon drei.

Zwei davon waren 2010 auch Inhalt einer US-Depesche aus Libyen, die darauf hinwies, dass die Unzufriedenheit über das Benehmen der Gaddafi-Söhne auch im Establishment wuchs - was zwar die Chancen für Saif al-Islam, der immer als der Vernünftigste galt, stärkte, andererseits jedoch ein Hinweis war, dass die Libyer und Libyerinnen prinzipiell zunehmend die Nase von den Gaddafis vollhatten. Mutasim Billah al-Gaddafi hatte zu Silvester ein Saufgelage veranstaltet, das in die Annalen der Antillen-Insel St. Bart's einging (und es in die ägyptischen Medien schaffte). Und Sohn Hannibal hatte wieder einmal geprügelt, diesmal seine Frau Aline, in London.

Auch Saif al-Arab, das deutsche Pendant zum „österreichischen" Saif al-Islam, war in allerhand Händel in seinem Wohnort München verwickelt, den er erst Anfang 2011 verließ - nicht ohne Schulden zu hinterlassen. Saif al-Arab wurde Anfang Mai bei einem Luftangriff getötet. Der Tod von Sohn Khamis - der eine Elite-Brigade kommandierte, die auch am Montag noch im Einsatz gewesen sein soll - wurde bereits zweimal gemeldet, zum dritten Mal am Montag. Neben Khamis waren auch Hannibal, Mutasim Billah und Saadi - der in Italien eine Fußballprofikarriere startete und bald wieder aufgab - in die Sicherheitsstrukturen des Vaters eingebunden. Saif al-Islam war immer der „Politiker".

Der Älteste ergab sich

Der älteste Sohn, Muhammad, der aus der nach nur wenigen Monaten geschiedenen ersten Ehe Gaddafis stammt, war Geschäftsmann, vor allem im Kommunikationsgeschäft tätig - ihm sollen zwei Mobilfunknetze in Libyen gehören, außerdem war er Postchef. Muhammad ergab sich am Sonntag in seinem Haus, soll aber wieder befreit worden sein. Saif al-Islam wurde hingegen nach letzten Durchhalte-Aufrufen verhaftet, laut einigen Berichten war auch Saadi bei ihm.

Außer sechs Söhnen hat Gaddafi mit seiner zweiten Frau Safiya Farkash auch eine Tochter, Ayesha, die als Rechtsanwältin im Verteidigungsteam Saddam Husseins saß. Sie ist mit einem Cousin ihres Vaters verheiratet und hat mindestens ein kleines Kind - denn während Hannibals bereits erwähnter Prügelaffäre in London wurde sie als Vermittlerin losgeschickt, laut US-Depesche hochschwanger.

Von Frau und Tochter wurde berichtet, sie hätten versucht, sich außerhalb von Libyen in Sicherheit zu bringen. Entgegen erster Spekulationen hat sich keiner seiner Söhne vom Vater abgesetzt oder gegen ihn geputscht. Aber auch der Vater hielt immer solidarisch zu den Kindern, wenn sie in Schwierigkeiten waren: Das eklatanteste Beispiel dafür war Gaddafis Rachefeldzug gegen die Schweiz, weil dort gegen Hannibal vorgegangen wurde, der - diesmal gemeinsam mit seiner Frau - eine Angestellte misshandelt hatte. (Gudrun Harrer, STANDARD-Printausgabe, 23.8.2011)