Der "Energiesammler" in einer Modellstudie. Die Geh-Energie reicht für den Handybetrieb.

Foto: T. Krupenkin, J. Ashley Taylor

London/Wien - Menschen erzeugen - buchstäblich en passant - jede Menge Energie. Sprinter wie Usain Bolt bringen es kurzzeitig gar auf ein Kilowatt. Geht es nach den Ideen der US-Forscher Tom Krupenkin und J. Ashley Taylor (University of Wisconsin), dann soll diese bis jetzt verschwendete Bewegungsenergie künftig sinnvoll genützt werden.

Die Forscher haben eine als "reverse electrowetting" bezeichnete Technologie entwickelt, die bis zu ein Kilowatt Leistung pro Quadratmeter erbringen kann, wie sie im Fachmagazin Nature Communications behaupten. Sie reagiere sowohl auf Vibration als auch auf Druck und sei daher vielseitig einsetzbar.

Die Bezeichnung "electrowetting" rührt daher, dass Tröpfchen einer leitfähigen Flüssigkeit den (weichen) Kern der Erfindung bilden. Diese liegen zwischen zwei Schichten eines speziell strukturierten Dünnfilms. Bei mechanischem Druck oder Vibration bewegen sich die Tröpfchen: Ihre Überlappung mit der Kontaktfläche verändert sich. Dadurch fließt ein Teil der normalerweise zwischen Dünnschicht und Tropfen gehaltenen elektrischen Spannung über einen elektrischen Leiter ab. Der "überschüssige" Strom kann nun zum Betreiben von elektrischen Geräten genutzt werden.

Ein solcher "Energiesammler" ließe sich nach den Vorstellungen von Krupenkin und Kollegen in die Sohle von Schuhen einbauen. Durch bloßes Gehen könnten mittels "reverse electrowetting" bis zu zehn Watt pro Schuh erzeugt werden - genug, um Handy oder iPod im Gehen zu betreiben.

Noch ein Vorteil: Anders als herkömmliche Akkus müsste der "Energiesammler" nicht extra aufgeladen werden. Übertragen werden könnte der Strom entweder per Kabel oder aber auch drahtlos. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 25. 8. 2011)