Dick im Geschäft: Die EVN in Mazedonien.

Foto: Putschögl

In Mazedonien gibt es laut Daten der Außenwirtschaft Österreich (AWO) zurzeit rund 60 Unternehmen mit österreichischer Beteiligung und mehr als 20 Unternehmen, die zu 100 Prozent in österreichischem Eigentum stehen. Die größten Unternehmen vor Ort sind EVN AG, Steiermärkische Sparkasse, Soravia Group, Hypo Leasing, Mobilkom Austria, Securicom, S&T, Tondach Gleinstätten und Knauf. Auch Porsche und Porsche Leasing mit Zentrale in Salzburg sind vor Ort. Die Versicherungen Uniqa und Vienna Insurance Group sind über Albanien in den Markt eingestiegen, die Grazer Wechselseitige hat eine Tochterfirma gegründet.

Österreich steht laut Mazedonischer Nationalbank hinter den Niederlanden (ein Stahlwerk von Mittal Steel) und Ungarn (die Deutsche Telekom kaufte sich in Mazedonien über ihre ungarische Tochter ein) an dritter Stelle der ausländischen Investoren. Im Jahr 2008 kamen über 100 Millionen Euro und damit weitaus die meisten Investitionen aus Österreich, in den letzten beiden Jahren gingen die ausländischen Direktinvestitionen aber stark zurück.

Die größte Auslandsinvestition in Mazedonien kam von der österreichischen EVN AG, die 2006 für 200 Millionen Euro den nationalen Stromversorger Elektrostopanstvo na Makedonija (ESM) übernommen hatte. Hier wurde erst im vergangenen Frühjahr ein lange schwelender Rechtsstreit beigelegt: Der staatliche Energieversorger ELEM hatte von der EVN Geld für angeblich unbezahlte Rechnungen der ESM gefordert, man einigte sich heuer auf einen Vergleich samt teilweiser Forderungsabtretung.

Kaum noch Privatisierungen zu erwarten

Viel zu privatisieren gibt es in Mazedonien heute nicht mehr. Schon bald nach dem Zusammenbruch des Kommunismus wurden große Teile der einst staatlichen Wirtschaft in private Hände transferiert - was auch ein Grund dafür ist, dass es in Mazedonien einige "Oligarchen" gibt, die mittlerweile steinreich sind. Im alten jugoslawischen System gab es große Kombinate und landwirtschaftliche Firmen.

Der Tabakanbau ist auch heute noch ein sehr emotionales Thema in Mazedonien, die Tabakpflanze ist sogar Teil des Staatswappens. An den Tabak-Kombinaten soll es Interessenten sogar aus China geben. Im Wahlprogramm versprach die Regierung außerdem noch die Privatisierung des Energieproduzenten ELEN, die aus der Aufsplitterung des einstigen Monopol-Energieversorgers entstand.

Krise kam später und geht später

Die jüngste Wirtschaftskrise hat naturgemäß auch vor Mazedonien nicht Halt gemacht. 2009 ging das mazedonische BIP gegenüber dem Vorjahr um 1,8 Prozent zurück, 2010 gab es wieder einen leichten Anstieg von 0,7 Prozent auf rund 6,7 Milliarden Euro. Vor allem auch wegen der "Skopje 2014"-Bauprojekte geht es wieder leicht bergauf, aber auf niedrigem Niveau. "Die Krise ist hier später gekommen, und sie geht auch später wieder", erklärt AWO-Regionalkoordinatorin Anita Bavdaz.

Das durchschnittliche Monats-Nettoeinkommen lag 2010 bei 334 Euro, die Arbeitslosenrate liegt über 30 Prozent. Die Staatsverschuldung liegt bei ca. 28 Prozent des BIP und ist in den letzten beiden Jahren leicht angestiegen.

Preise sehr volatil

Die Inflation konnte dank einer sehr strengen vom IWF überwachten Fiskalpolitik bis 2007 auf niedrigem Niveau gehalten werden. Durch die starken Preissteigerungen im Energie- und Lebensmittelbereich kam es 2008 allerdings zu einer Inflation von mehr als acht Prozent im Jahresdurchschnitt, die 2009 aber durch monatelange Deflation auf -0,8 Prozent sank. 2010 lag sie wieder bei 1,6 Prozent, in den ersten Monaten 2011 stieg sie durch die hohen Rohstoffpreise am Weltmarkt wieder stark an.

Wie fast alle Länder der Region hat auch Mazedonien mit einer stark negativen Leistungsbilanz zu kämpfen. Trotz des starken Rückgangs der Exporte und Importe 2009 blieb das Handelsbilanzdefizit weiterhin hoch. 2010 stiegen die mazedonischen Exporte um 18,52 auf 2,3 Milliarden Euro, während die Importe nur leicht um 4,4 Prozent auf 3,8 Mrd. EUR anstiegen. Das Handelsdefizit betrug daher wieder 1,5 Milliarden Euro. Die wichtigsten Handelspartner sind Deutschland, Russland, Serbien, Griechenland und Italien bei den Importen, Deutschland, Kosovo, Bulgarien, Griechenland und Serbien bei den Exporten.

Staat kurbel an

Die Regierung versucht neben "Skopje 2014" die Wirtschaft auch durch die Schaffung so genannter "Free Economic Zones" anzukurbeln, sie stellt Landflächen samt Infrastruktur zur Verfügung.

Die österreichischen Unternehmen hoffen durch ihre Präsenz in Mazedonien aber auch, bei künftigen Infrastrukturprojekten zum Zug zu kommen. Geplant ist etwa der Bau mehrerer Wasserkraftwerke. Außerdem führen durch Mazedonien die beiden geplanten paneuropäischen Verkehrskorridore 8 und 10.

"Die Firmen sind im Prinzip zufrieden mit ihren Geschäften hier. Das Schöne an den österreichischen Unternehmen ist: Auch wenn es einmal eine Krise gibt, es geht kaum jemand weg", sagt Bavdaz.

Die AUA fliegt Skopje einmal täglich an, bis in die 90er-Jahre gab es außerdem im Sommer Charterflüge nach Ohrid. Die Verbindung nach Skopje wird hier als sehr wichtig erachtet, auch wegen des damit ermöglichten Anschlusses an das Star-Alliance-Streckennetz.

Warten auf die EU

Der EU-Fortschrittsbericht beurteilt die wirtschaftlichen Fortschritte im Land durchwegs positiv und schlägt die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen für Mazedonien vor, was nur mehr an der nicht gelösten Namensfrage mit Griechenland scheitert. Diesbezüglich sei in Mazedonien mittlerweile "etwas der Frust eingekehrt", so Bavdaz.

Beim Namensstreit mit Griechenland geht nichts weiter. Die Vorschläge eines UN-Vermittlers liegen auf dem Tisch (etwa "Nord-Mazedonien", "Neu-Mazedonien" oder "Vardar-Mazedonien"), aber noch gibt es hier keine Fortschritte zu vermelden.

Mazedonien hat seit 2005 EU-Kandidaten-Status, seit 2001 besteht bereits ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen. Seit 19. Dezember 2009 können mazedonische Staatsbürger visafrei in den Schengen-Raum einreisen. (red)