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Frankreichs Banken fürchten eine Kreditwürdigkeits-Stufe runter wandern zu müssen.

Foto: Reuters/Hanai

Paris - Die führenden Banken Frankreichs machen sich Kreisen zufolge auf eine wahrscheinliche Herabstufung durch die Ratingagentur Moody's gefasst. BNP Paribas, Société Générale und Credit Agricole rechneten mit einer "unmittelbar bevorstehenden" Herunterstufung, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. "Die Entscheidung kommt sehr bald. Das Rating wird voraussichtlich gesenkt, aber das ist noch nicht sicher", hieß es aus Kreisen in Paris. Die drei Kreditinstitute und Moody's wollten den Bericht nicht kommentieren.

Die drohende Herabstufung hat am Montag jedenfalls die französischen Finanzwerte in den Keller geschickt. Die Aktien von BNP Paribas , Credit Agricole und Société Générale brachen zwischen acht und zehn Prozent ein. Moody's hatte Mitte Juni den Großbanken mit schlechteren Bonitätsnoten gedroht. Das starke Griechenland-Engagement der Geldhäuser gebe angesichts der Zuspitzung der Schuldenkrise Anlass zur Sorge, erklärten die Analysten damals.

Sparplan

Nach den Kursverlusten an die Société Générale einen Sparplan mit Stellenstreichungen angekündigt. In einigen Ländern solle die Zahl der Angestellten deutlich verringert werden, teilte die Bank mit, die derzeit rund 157.000 Menschen in 58 Ländern beschäftigt. Allein im Investmentbanking sollen fünf Prozent der Kosten eingespart werden. Durch den Verkauf von Unternehmensanteilen sollen bis 2013 vier Mrd. Euro an Kapital frei werden.

Mittlerweile fürchtet selbst der Internationale Währungsfonds (IWF), durch die Euro-Schuldenkrise in Bedrängnis zu geraten. Wie aus einem internen IWF-Dokument hervorgeht, rechnet der Fonds mit einer höheren Kreditnachfrage angeschlagener Staaten, sollten sich die Finanzierungsbedingungen weiter verschlechtern. Der Fonds könnte nach neuesten Schätzungen lediglich 390 Milliarden Dollar an Darlehen vergeben, ohne seine Bilanz in Gefahr zu bringen, heißt es in dem internen Dokument weiter. Im schlimmsten Fall könnte der Kapitalbedarf von hoch verschuldeten Ländern aber bei rund 840 Milliarden Dollar liegen.

UBS-Chef:Manche Banken werden Staatshilfe brauchen

Im Streit über die Kapitallücke europäischer Banken versucht der IWF die Branche und die Politik zu beruhigen. Die heftig kritisierte interne IWF-Schätzung eines Bedarfs von 200 Milliarden Euro sei noch kein endgültiges Ergebnis, stellte IWF-Chefin Christine Lagarde klar. "Die Zahl ist vorläufig", sagte sie am Samstag. Die IWF-Schätzung hatte für erheblichen Wirbel gesorgt. Vertreter aus Europas Bankenbranche und der Europäischen Zentralbank (EZB) bezeichneten die Schätzung als übertrieben.

Eine Bekräftigung der Lagardschen Argumente kam am Sonntag aber von Oswald Grübe, Chef der Schweizer Großbank UBS.E rgeht davon aus, dass manche Banken auf Staatshilfe angewiesen sein werden. Abstürzende Aktienkurse machten es schwierig, anderswo Kapital aufzutreiben, sagte Grübel der Schweizer Zeitung "Sonntag". Grübel sagte ferner, die künftigen Renditen aus dem Investmentbanking würden wahrscheinlich nicht mehr bei 20 Prozent und mehr liegen, sondern eher um die zehn Prozent. Das gelte auch für die großen Häuser an der Wall Street.

Das Bekanntwerden der Lagarde-Zahl von 200 Milliarden Euro führte nach den Worten Lagardes zu falschen Interpretationen. "Es handelt sich weder um einen Stresstest, den der IWF durchführt, noch ist es der globale Kapitalbedarf der europäischen Banken - das ist es nicht", betonte sie. Der IWF befinde sich derzeit in Gesprächen mit den europäischen Partnern über die Methode der Schätzungen. Dann erst werde ein "vorläufiger Entwurf" veröffentlicht. Dies solle noch vor dem Monatsende geschehen, sagte Lagarde nach Beratungen der sieben führenden Industrienationen (G-7) sowie Russlands (G-8) im französischen Marseille. (Reuters/red)