Die Kulturstätte des Wiener Wuk im Wandel der Zeit:einst Lokomativfabrik der k.u.k Monarchie, ist es dank beherzter Bürgerinitiative begrünter Treffpunkt für jung und alt.

Foto: DER STANDARD/Robert Newald

Zum Wiegenfest gibt es "Entschleunigungsprogramm" im grünen Innenhof.

Foto: DER STANDARD/Robert Newald

Wien - Im grünen Innenhof sind die Geburtstagsvorbereitungen im vollen Gange. Das Werkstätten- und Kulturhaus im neunten Bezirk, kurzWuk, wird 30 Jahre alt.

Das Motto "Wuk 30 - und es wächst" verweist einerseits auf die stetig wachsende Gemeinschaft, die im alternativen Kulturzentrum Raum für eine innovatives Zusammensein findet. Andererseits gilt es dem wild wachsenden Wein, liebevoll "Veitschi" genannt, der die Hofwände des 160 Jahre alten Backsteinhauses in der Währingerstraße bedeckt und charakterisiert.

Für seine (fast noch) jugendlichen 30 Jahre hat das Wuk schon einiges erlebt: Bevor der Verein 1979 gegründet wurde, beheimatete es die ehemalige k.u.k Lokomotivenfabrik, später das Technische Gewerbemuseum, das bis in die 1970er Jahre das Haus nützte. Mit der Stadtentwicklung unzufrieden, formierten sich in dieser Zeit Bürgerinitiativen und Gruppen, die die Erhaltung des Naschmarkts, der Arena und des heutigen Wuk forderten, in dem sie die Immobilien besetzten.

In den wilden Siebzigern konnten die Aktivisten ihren Wunsch nach einem für alle freien, kulturellen Leben durchsetzen. Helmut Zilk, damaliger Kuluturstadtrat, subventionierte die Initiative mit 2500 Schilling. 1981 beugte sich auch der damalige Bürgermeister Leopold Gratz (SPÖ) den Forderungen der Besetzer und übergab offiziell die Schlüssel - das Werkstätten- und Kulturhaus war geboren.

Das historische Gebäude erlebte im Laufe der Jahre viele Veränderungen, vor allem seit dem 25. Geburtstag ist viel passiert. Barrierefreiheit lautet das Stichwort, unter dem der grüne Innenhof renoviert wurde. Mit der Finanzkrise hatte auch der auf Autonomie und Basisdemokratie gebaute Verein zu kämpfen, besonders wegen der wachsenden Mitgliederzahl und die damit verknüpften, steigenden Bedürfnisse.

Das Wuk wird jährlich mit sechs Millionen Euro Fördergelder der Stadt Wien, des Bundes sowie Förderungen für Arbeitsmarktprojekte unterstützt, eine Million erwirtschaften die Wukler selbst.

Ab kommenden Montag wird bei freiem Eintritt eine Woche lang mit umfangreichen Programm gefeiert. Der Bereich Bildung und Beratung versorgt Besucher mit Vorträgen und Podiumsdiskussionen, der Bereich Theater und Tanzperformance fährt mit eigenen Angeboten auf. Dazu gewähren die Werkstätten der Kulturproduktion Einblick in die Entstehung gemeinsam geschaffener Kunst. Es gibt spezielle Programme für Kinder, Senioren und Menschen mit Handicap. Eine Videodokumentation führt über die Anfänge des Wuk bis zur Gegenwart.

Das gebotene Musikprogramm begleitet die Fotoausstellung "30 Jahre Wuk Musik" unter anderem mit Bildern von Standard-Fotografen Robert Newald und Christian Fischer.

Nadine Obermüller warf einen Blick in die Wohnung von Vincent Abbrederis, Geschäftsleiter des Wuk. (Anne-Marie Darok/DER STANDARD, Printausgabe, 1./2. Oktober 2011)