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Facebook-Mitbegründer Mark Zuckerberg

Foto: AP

Nein, er ist nicht der Drachentöter, der ausgeritten ist um das große Facebook zu erlegen. Ein wenig hat auch den Initiator selbst, den Wiener Jusstudenten Max Schrems, das große Echo überrascht, das seine Datenschutzaktion "Europe versus Facebook" in den vergangenen Tagen in deutschen Medien fand. 22 Anzeigen bei der irischen Datenschutzkommission über Verletzungen des Datenschutzes durch Facebook hat er zustande gebracht, die dortige Datenschutzkommission hat sich jetzt im Dubliner Facebook-Büro für Oktober für eine Überprüfung angesagt.

"Es geht uns nicht um Technologieverweigerung, ich bin auch weiterhin auf Facebook"

"Es geht uns nicht um Technologieverweigerung, ich bin auch weiterhin auf Facebook", sagt Schrems im Gespräch mit dem STANDARD. Die Anzeigen kreisen um die Frage, wie Facebook mit User-Daten und vor allem deren Recht auf Datenlöschung umgeht. Warum in Irland und nicht in Österreich? "Weil dort Facebook sein europäisches Büro hat. Eine Anzeige in Österreich wäre sinnlos", erklärt Schrems.

Die wichtigsten Vorwürfe der Initiative:

  • Von Benutzern gelöschte Daten werden weiterhin gespeichert - was Schrems herausfand, nachdem er die Herausgabe der über ihn gespeicherten Daten erreichte: Sie enthielten Informationen, die er gelöscht hatte.
  • Die Userkontrolle folgt dem US-Muster von Opt-out statt dem europäischen Ansatz von Opt-in. Das bedeutet, dass Benutzer bei Änderungen nicht um Zustimmung gefragt werden - sondern Widerspruch einlegen müssen.
  • Like-Buttons auf Webseiten bewirken, dass Facebook Information über den Besuch dieser Seiten erhält, selbst wenn man "Gefällt mir" gar nicht anklickt.

"Mein Gesicht ist kein Geschäftsgeheimnis"

Facebook hätte ihm auch etliche Information bei der Auskunft - eine über 1200 Seiten lange PDF-Datei auf CD aus Kalifornien - vorenthalten, etwa wo und wie oft sein Foto mithilfe von Gesichtserkennung zu finden sei. "Die Begründung war häufig, dass etwas zu schwierig oder ein Geschäftsgeheimnis sei. Aber mein Gesicht ist kein Geschäftsgeheimnis."

Lawine

Die von Schrems und einer Gruppe von Jusstudenten gestartete Initiative hat eine Lawine losgetreten: Dank Online-Anleitungen trafen inzwischen bei Facebook tausende User-Anfragen über gespeicherte Daten ein.

Posts

Facebook verweist inzwischen darauf, dass jeder Benutzer seine Daten selbst herunterladen könne (bei Kontoeinstellungen). Wenn Daten nicht gelöscht wären, dann "wahrscheinlich Posts, die an einer bestimmten Stelle entfernt aber nicht gelöscht wurden" . Facebook arbeite daran, "dies so nahtlos wie möglich zu gestalten" .

"Wir liebäugeln mit einer kleinen Klage, aber das ist noch Zukunftsmusik."

Die Anzeige in Irland habe verwaltungsrechtlichen Charakter, "eine Klage gegen den Konzern wäre materiell Wahnsinn" , sagt Schrems. "Wir liebäugeln mit einer kleinen Klage, aber das ist noch Zukunftsmusik." Bis Jahresende wollen die Datenschützer eine Entscheidung treffen. (spu, DER STANDARD Printausgabe 4. Oktober 2011)