Bild nicht mehr verfügbar.

Apples Marketing-Chef Phil Schiller bei der Präsentation des iPhone 4S.

Foto: Reuters

Der Sprach-Assistent Siri erntet in ersten Tests viel Lob.

Foto: Apple

Bild nicht mehr verfügbar.

Mit dem neuen iPhone 4S wird man kaum neugierige Blicke auf sich ziehen. Das neue Smartphone von Apple unterscheidet sich äußerlich kaum vom populären Vorgänger-Modell iPhone 4. Apple-Fans warteten am Dienstag vergeblich auf ein radikal neugestaltetes iPhone 5.

Der neue Apple-Chef Tim Cook (Bild) hatte in seinem ersten großen Auftritt nach dem Rückzug des erkrankten Apple-Gründers Steve Jobs kein "one more thing" zu bieten, mit dem sein Vorgänger die Apple-Gemeinde so oft in Verzückung versetzt hatte. Zwischen den enttäuschten Facebook-Einträgen und Tweets der Fans gingen allerdings auch wichtige Neuerungen unter, die Apple mit diesem großen Update auf den Markt bringt.

Foto: AP

In der Apple-Welt herrscht Katerstimmung nach der Präsentation des iPhone 4S am Dienstagabend in Cupertino. Das neue Apple-Smartphone bringt zwar jene Features mit, die in den Gerüchteblogs zuvor zusammengebraut wurden, doch die hohen Erwartungen an ein weiteres Smartphone - das iPhone 5 - wurden nicht erfüllt. Erste Kurztests von Bloggern und Journalisten zeigen, dass die eigentlichen Neuerungen weniger in der Hardware, sondern in der Software sitzen.

Moderates Lob für die Hardware

Wie berichtet hat sich das Design des iPhones im Vergleich zum Vorgänger nicht geändert. Überarbeitet wurden lediglich die "Innereien". Das Resümee von Engadget für die neuen Komponenten ist dezent positiv ausgefallen. Die Blogger loben den Geschwindigkeitszuwachs durch den neuen A5-Dual-Core-Prozessor, alles laufe noch etwas flüssiger. Die beeindruckende Qualität der Fotos, mit der Apple bei der Präsentation die neue 8-Megapixel-Kamera und den überarbeiteten CMOS-Sensor demonstriert hat, konnten nicht Blogger hingegen nicht nachvollziehen.

This is my next meint ebenfalls einen Performance-Zuwachs zu bemerken, die Kamera löse wie von Apple angepriesen schneller aus und Apps starten schneller. Für TechRadar sei es enttäuschend, dass Apple für das vergleichsweise geringe Hardware-Upgrade 16 Monate benötigt hat. Zur von Apple versprochenen verbesserten Sendeleistung durch zwei Antennen konnten sich die Tester in der kurzen Zeit, die sie mit den Geräten verbringen konnten, noch kein Urteil bilden.

Siri beeindruckt, auch auf Deutsch

Am meisten zeigen sich die Tester vom Sprach-Assistenten Siri beeindruckt. Nutzer können ihr Smartphone damit weitgehend per Spracheingabe steuern - den Wecker stellen, Restaurants in der Umgebung suchen, das Wetter abrufen, Termine setzen, SMS schreiben etc. Bei allen Testern habe Siri genauso gearbeitet wie erwartet und sich kaum Patzer erlaubt. Beanstandung bei Engadget fand die weibliche Stimme, die noch zu sehr nach Roboter klinge. Lob gibt es auch von This is my next und TechRadar, die beide hervorheben, dass Siri natürliche Fragen und Befehle verstehe und ebenso klar antworte. So kann etwa der Wecker mit dem Befehl "Weck mich morgen um 9 Uhr" gesetzt und mit "Weck mich später" gestellt werden.

Will man einen Termin zu einem Zeitpunkt setzen, an dem man bereits etwas vorhat, reagiere Siri logisch und fragt zurück, ob man das Meeting verschieben will. In einigen Fällen habe Siri (etwa nach der Frage, wo gerade ein bestimmter Kinofilm gerade gezeigt wird), allerdings nicht die gewünschten Ergebnisse geliefert. Die Tester verweisen darauf, dass sich die Software noch in einer Beta-Version befinde. Dass Siri nicht nur mit Englisch, sondern auch mit Deutsch zurecht kommt, davon konnte sich bereits Spiegel Online überzeugen. Zwar greife die deutsche Version noch auf weniger Datenbanken zurück. Durchaus komplexe Eingaben wie "Erinnere mich daran, dass ich Blumen für meine Frau kaufe, bevor ich nach Hause fahre" habe die Software aber verstanden und eine Erinnerung zum Blumenkauf auf 18 Uhr gesetzt.

Galaxy S II sticht iPhone 4S

Die Tester sind sich einig, dass das 4S das beste iPhone bisher ist - was allerdings weder überraschend noch ein großes Kunststück ist. Klar ist jedoch auch, dass das iPhone 4S bereits jetzt nicht das schnellste oder aktuellste Smartphone am Markt ist. Apple hat in Punkto Hardware-Ausstattung lediglich aufgeholt. Ein Vergleich von Engadget zwischen 4S, Samsung Galaxy S II, Motorola Droic Bionic und HTC Titan weist eindeutig das Android-Modelle Galaxy S II als technologisch führend aus. Wenn Samsung kommende Woche gemeinsam mit Google das erwartete Nexus Prime mit Android 4.0 vorstellt, dürfte das 4S noch weiter zurückfallen. 

Fazit

Bei der Software hat das Unternehmen aus Cupertino jedoch weiterhin den Vorteil, selbst über jedes Detail bestimmen und alles aufeinander abstimmen zu können. So funktioniert Siri den ersten Tests zufolge so, wie man es von einem Sprach-Assistenten erwartet. Nun bleibt abzuwarten, ob Apple die Funktion am Markt tatsächlich als neues Killer-Feature des iPhones etablieren kann. Die Vorstellung, dem Handy einfach anzusagen, was es tun soll, mag nicht nur für Science-Fiction-Fans verlockend klingen. Doch wie intensiv wird diese Funktion tatsächlich genutzt werden? Wer will in der Öffentlichkeit schon laut mit seinem Handy sprechen?

Es steht wohl außer Zweifel, dass sich zum Marktstart am 14. Oktober in den USA und USA, Kanada, Australien, Großbritannien, Frankreich, Japan und Deutschland und weiterer Verfügbarkeit ab 28. Oktober wieder Schlangen vor den Apple-Stores bilden werden. Besitzer eines iPhones, deren Vertrag ausläuft, werden auch zum iPhone 4S greifen. Ob Apple mit einem Gerät wie dem 4S den Siegeszug von Android bremsen und Marktanteile zurückgewinnen kann, ist allerdings zu bezweifeln. (Birgit Riegler/derStandard.at, 5. Oktober 2011)