Bild nicht mehr verfügbar.

Statt eines konventionellen 15 bis 20 Zentimeter langem Schnittes wird in Graz ein nur acht Zentimeter langer Schnitt im Unterbauchbereich durchgeführt.

Foto: APA/Jan-Peter Kasper

Graz - Ein steigender Bedarf an Spenderorganen, aber gleichzeitig rückläufige Zahlen an toten Spendern bereiten österreichischen Transplantationsexperten Sorgen.

Österreichweit warteten laut dem "Transplant-Jahresbericht" von 2010 rund 1.100 Patienten auf eine Organtransplantation. Im Bereich der Niere waren es Ende vergangenen Jahres 810 Personen. "Das Problem: Die Anzahl toter Organspender ist rückläufig. Gleichzeitig steigt, weil wir immer älter werden, die Zahl nierenkranker Menschen. Dadurch verschärft sich der Organmangel", schilderte Karlheinz Tscheliessnigg, Vorstand der Uniklinik für Chirurgie und Leiter der Abteilung für Transplantationschirurgie an der Med-Uni Graz. In Graz geht man nun den Weg, Angehörige und Verwandte zur Lebendspende von Nieren zu ermutigen und verzeichnet einen ersten Aufwärtstrend.

Nieren-Entnahme "einfach und schonend möglich"

Mithilfe der Schlüsselloch-Chirurgie sei die Nieren-Entnahme bei einer Lebendspende heute "einfach und schonend möglich", so Tscheliessnigg. Statt eines konventionellen 15 bis 20 Zentimeter langem Schnittes in der Flanke wird in Graz ein nur acht Zentimeter langer Schnitt im Unterbauchbereich durchgeführt. Mit erstem Erfolg: Ausgehend von nur einer Lebendspende bei 53 Nierenverpflanzungen im Jahr 2010 wurden die Lebend-Entnahmen bereits im ersten Halbjahr 2011 auf sechs gesteigert. Alexander Rosenkranz , Leiter der klinischen Abteilung für Nephrologie, erwartet sich damit Ende 2011 "erstmals auf über 60 Nierentransplantationen" zu kommen. Mit einer Baumpflanzungsaktion auf dem Gelände der Med-Uni wurde jüngst jenen Menschen, die ein Organ spenden, Respekt gezollt.

Nicht nur Lebensverlängerung, sondern Lebensverbesserung

Neue Entwicklungen in der Transplantationsmedizin werden ab dem 19. Oktober auf der Tagung der "Austrotransplant", der Gesellschaft für Transplantation, Transfusion und Genetik, in Graz diskutiert. Tagungspräsident Wolfgang Schwinger hebt zwei Schwerpunkte hervor: "Zum einen wollen wir ein Update der klinischen und experimentellen Ansätze zur Induktion einer permanenten Organtoleranz ohne kontinuierliche immunsuppressive Therapie versuchen. Zum anderen wollen wir einen Schwerpunkt auf die Lebensqualität nach Organ- und Stammzelltransplantationen legen."

Wozu die Patienten nach dem Eingriff tatsächlich fähig sind, soll der "Radwandertag der Transplantierten" am 15. Oktober, dem "Europäischen Tag der Organspende", in Graz illustrieren. Rund 60 Patienten werden an einer rund 40 Kilometer langen Radtour teilnehmen. "Wir wollen zeigen, dass Transplantation nicht nur Lebensverlängerung, sondern Lebensverbesserung bedeutet", so Tscheliessnigg. (APA)