Lytro: Die erste Lichtfeld-Kamera

Foto: Lytro
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Das US-Start-up Lytro hat die erste kommerzielle Lichtfeld-Kamera vorgestellt. Die dahinterstehende Technologie, die  ermöglicht es, den Fokus nachträglich und beliebig oft zu ändern. Den Herstellern nach sollen damit unscharfe Fotos der Vergangenheit angehören.

Lichtfelder für den Endkonsumenten

Die handliche Kamera verbaut eine Optik, die das Bild über acht Zoom-Stufen konstant mit einer Blende von f/2 auffängt. Die speziellen Lichtfeld-Rohdaten werden von einem Sensor mit 11 Megarays (die Anzahl an aufgenommenen Lichtfeldern) verarbeitet und als "HD-Bild" (keine genaue Angabe zur Auflösung) auf dem internen Speicher festgehalten. Die "Lytro" lasse sich besonders einfach bedienen und sei besonders schnell einsatzfähig. Neben dem Auslöseknopf gibt es nur eine Touch-Zoomleiste und einen Touchscreen zur Anzeige der Bilder. Der interne Speicher, wahlweise 8 oder 16 GB, bietet Platz für 350 bzw. 700 Fotos, die dann per USB auf einen PC (vorerst wird jedoch nur Mac OS X unterstützt) übertragen werden können. Die mitgelieferte Software, die die .lfp-Daten verarbeiten kann, lässt sich dann dazu nutzen, die Bilder zu bearbeiten, zu verwalten und online zu teilen. Der Hersteller bietet dazu einen kostenlosen, unbeschränkten Online-Speicher, wobei auch der Upload auf Webseiten, Facebook und andere Dienste erlaubt ist. Zum Betrachten im Web wird dank HTML5- und Flash-Kompatibilität kein eigenes Plug-in benötigt. Und, das Besondere: Die Fotomanipulation ist egal ob am PC oder auf Facebook durchgehend möglich.

Vollständig anderes Konzept

Das technologische Konzept zur Lytro-Kamera existiert bereits seit einigen Jahren. Bisher war zur Aufnahme von Lichtfeldern allerdings ein gehöriger Aufwand nötig. "Einst war Lichtfeld-Fotografie nur im Labor möglich, mit 100 Kameras und einem Supercomputer", sagt Lytro-Gründer Ren NG zur Ankündigung der ersten Kameras am Mittwoch. Jetzt werde sie für jeden zugänglich. "Unser Ziel ist es, die Art, wie Menschen Bilder aufnehmen und erleben, für immer zu verändern." NG erläuterte in seiner Doktorarbeit 2006, dass dafür eine Kamera benötigt würde, die weitaus mehr Licht von vielen verschiedenen Winkeln einfängt, als ein herkömmlicher Apparat. Dabei kommt ein spezielles "microlens array" zum Einsatz, das wie eine Fülle gebündelter Linsen multiple Bildinformationen aufnehmen kann. Ein neuartiger Lichtfeldsensor verarbeitet komplette Lichtfelder - also die Farben, die Intensität und die Richtungsvektoren aller Lichtwellen im erfassten Bildausschnitt. Letztere Information kann mit traditionellen Kamerasensoren überhaupt nicht erfasst werden, die einfach sämtliche Lichtwellen als eine einzige Lichtstärke aufzeichnen. Ein weiterer Vorteil der Lytro-Technologie ist, dass kein Schnappschuss mehr durch die Verzögerung durch die Fokussierung verpasst werden müsse. Zudem erlaubt der Sensor auch die Aufnahme von 3D-Bildern, die sich dann auf einem entsprechenden 3D-Bildschrirm ansehen lassen.

Nachteil: Geringe Auflösung

Der größte Nachteil der Technologie ist das große Datenvolumen einer Aufnahme und die dabei im Vergleich zu aktuellen Digitalkameras geringe Auflösung. Der Hersteller spricht von "HD-Qualität". Für das Web soll die Auflösung jedenfalls ausreichen, druckfähiges Material werden die ersten Lytros nicht liefern.

Erschwinglich

Die ersten Lytro-Kameras lassen sich in den USA bereits vorbestellen, die Auslieferung erfolge im ersten Quartal 2012. Das Modell mit 8 GB Speicher kostet 399 US-Dollar, die Variante mit 16 GB schlägt mit 499 Dollar zu Buche. Die Akkulaufzeit soll für etwa 800 Aufnahmen reichen.

Die eigens entwickelte Software werde neben Macs bald auch Windows-PCs unterstützen. Das Ziel sei es, das künftig auch Standard-Programme .lfp-Daten verarbeiten können. (zw, derStandard.at, 20.10.2011)

Beispielbild einer Lytro-Kamera: Das Foto lässt sich auch nach der Aufnahme jederzeit manipulieren, der Fokus ist flexibel. (Mausgesten)