Wann, wo und womit ein Foto aufgenommen wurde, wird im Detail gespeichert.

Foto: Screenshot, taz

So sieht das Freundes-Netzwerk von Max Schrems aus.

Foto: Screenshot, taz

Unter dem aktuell bereitgestellten Link sollen NutzerInnen zu ihren Daten kommen.

Foto: Screenshot, Facebook

In der Nacht von Freitag auf Samstag hat Facebook offensichtlich das Online-Formular entfernt, welches Mitgliedern ermöglichte, ihre Daten von Facebook zu verlangen. Dies berichtet Europe versus Facebook, die Initiative, die Facebook mit 22 Anzeigen einheizte und eine Änderung der Datenschutzrichtlinie forderte. Begründet wird die Entfernung des Formulars nicht.

Data Access Team bearbeitet "Workflow"

Auf ihrer Website veröffentlichen die Initiatoren von Europe versus Facebook ein Alternativ-Formular, wonach NutzerInnen die Daten per Mail erhalten. Auf Anfrage wurde Max Schrems, einem der Köpfe hinter Europe versus Facebook, vom Unternehmen erklärt, dass eventuell der "Workflow" vom "Data Access Team" bearbeitet wird.

"Umleitungen" auf Download-Link

In der vergangenen Woche hatte Facebook bereits eine Download-Funktion eingerichtet, um NutzerInnen von (rechtlichen) Auskunftsersuchen abzubringen. Dort finden sich allerdings keine von Facebook gespeicherten umfassenden Hintergrundinformationen, sondern lediglich eine Kopie des Profils. Facebook zufolge aber seien die gleichen Daten enthalten.

Recht auf Auskunft

Derzeit werden Auskunftsersuche nicht beantwortet und somit das Recht der NutzerInnen auf Auskunft innerhalb der gesetzlichen Frist von 40 Tagen nicht erfüllt. "Konsequenzen für das Online-Netzwerk bleiben derzeit aus", so Schrems. Auch die irische Datenschutzkommission, die aufgrund der Anzeigen der Wiener Studenten eine umfangreiche Betriebsprüfung eingeleitet hatte, möchte erst am Ende des Verfahrens reagieren.

Was Facebook über Dich weiß

Indes hat die Berliner tageszeitung taz mit der Online-Akte von Max Schrems ein interessantes Aufklärungsvideo erstellt, das einen Einblick in die vielen Verknüpfungen eines Freundesnetzes gibt. "Was Facebook über Dich weiß" nennt sich das Ganze und ähnelt inhaltlich dem, was Schrems internationalen Medien seit Monaten berichtet. Gelöscht heißt nicht wirklich gelöscht.

Alles gespeichert

Hat man ein Foto auf sein Facebook-Profil hochgeladen, und entscheidet sich irgendwann, es zu entfernen, geschieht dies nur oberflächlich. Es ist nicht mehr im Foto-Album zu finden.
Klickt man unter den Konto-Einstellungen die Funktion "Lade eine Kopie deiner Facebook-Daten herunter", spuckt Facebook eine Zip-Datei aus, die unter allen Bildern, Pinnwand-Einträgen und Nachrichten auch dieses gelöschte Foto enthält.

PDF-Datei als CD

Mit dieser überraschenden Tatsache wurde auch Max Schrems konfrontiert, als er bei Facebook um seine Online-Daten anfragte und ein 1.200 Seiten starkes PDF-Dokument auf einer CD zugeschickt bekam. Es stellte sich heraus, dass von ihm gelöschte Konversationen und Fotos immer noch in seiner "Akte" enthalten waren.

Genaue Info

Das mit Entwicklern von Open Data City erstellte Video der taz demonstriert anschaulich alle Logins von Max Schrems, wann er Nachrichten liest und versendet, die Struktur seines Freundeskreises sowie eine Wolke aus seinen Nachrichten-Tags.

Datenschutzbeauftragter startet "Audit"

Vergangene Woche hat die irische Datenschutzbehörde ein "Audit" gestartet. Dabei soll Facebook Einblicke darin geben, welche Inhalte wie gespeichert werden und auf die Einhaltung europäischer Standards überprüft werden. Das Ergebnis sollte Auskunft darüber geben, ob das Online-Netzwerk alles für immer speichert.

Einsehen in eigenes Datenarchiv

Das Sicherheitsbewusstsein sollte nicht erst seit dem Start der Initiative Europe versus Facebook bei den Mitgliedern des Netzwerks geschärft sein. Das Herunterladen verstaubter – inklusive vermeintlich entfernter – Daten dürfte für NutzerInnen durchaus aufschlussreich sein. Daten-CDs wie bei Schrems werden trotz Anfrage mehrerer tausend Mitglieder, so die taz, bis auf weiteres nicht mehr verschickt.

Ergebnisse Ende des Jahres

"Es sollen eher mehr als weniger Informationen bereitgestellt werden", so ein Facebook-Sprecher. Bis Ende des Jahres sollen die Ergebnisse des "Audits" vorliegen, auf deren Basis Facebook seinen NutzerInnnen künftig Zugang auf die Archive geben möchte.

Update zum entfernten Online-Formular (17:15)

Laut Richard Allen, Cheflobbyist von Facebook, wurde die Seite dauerhaft geändert, sagt Max Schrems auf Anfrage des WebStandard. Das Unternehmen ist der Meinung, dass das bereit gestellte Download-Tool ausreichend sei. Seit Montagabend ist auf Facebook die Option zur "Anfrage persönlicher Daten" zu finden. Allerdings ist diese nur sichtbar, wenn man Facebook auf Englisch eingestellt hat. Unter dem Link wird auch eine eigene E-Mail-Adresse angeboten. Hier können UserInnen Informationen zu ihrem Konto einholen, welche Daten von Facebook gespeichert werden. (Eva Zelechowski, derStandard.at, 07.11.2011)