Vor 25.000 Jahren hat es Pferde mit Leopardenmuster gegeben. Die Höhlenmalereien dieser Zeit bilden also die Realität ab.

Foto: Musée de Préhistoire du Pech Merle

Washington/Wien - In der Höhle von Chauvet, deren steinzeitliche Wandmalereien Werner Herzog gerade in einer eindrucksvollen 3-D-Dokumentation zum Leben erweckt, kommen sie nicht weiter prominent vor. Wohl aber in der Tropfsteinhöhle von Pech Merle im Südwesten Frankreichs: Dort entstanden vor etwa 25.000 Jahren Bilder von gescheckten Pferden, die der Forschung bis vor kurzem Rätsel aufgaben.

Die Fragen, denen man sogar bei einem eigenen Symposion nachging, liegen auf der Hand: Handelt es sich um imaginierte Darstellungen aus der Hand von Schamanen, die den Pferden symbolische Punkte verpassten? Oder gab es damals tatsächlich schon solche gescheckten Tiere? Für die Symbolthese sprachen zwei Argumente: Zum einen sind fantasiereiche Darstellungen (etwa von Mischwesen aus Mensch und Tier) ein wiederkehrendes Motiv steinzeitlicher Höhlenmalereien. Zum anderen argumentierten Paläobiologen, dass derartige Fellvariationen erst im Laufe der Domestikation des Pferdes - also viel später - entstanden seien.

Doch genau diese Hypothese konnte nun von einem internationalen Forscherteam nach genetischen Überresten von insgesamt 31 steinzeitlichen Pferden widerlegt werden. Bei der im Fachblatt PNAS veröffentlichten Untersuchung zeigte sich nämlich, dass sechs Tiere über jene genetische Mutation verfügten, die bei modernen Hauspferden für das leopardenähnliche Fleckmuster verantwortlich ist.

Die Wissenschafter vermuten, dass die Mutation den Pferden in der Eiszeit eine bessere Tarnung ermöglichte - und sind sich sicher, dass zumindest diese Motive steinzeitlicher Malerei ein Pendant in der Natur des Paläolithikums hatten. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 08.11.2011)