Wien - Thomas Malloth, Obmann des WKÖ-Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, sieht in der Kritik des Wiener Wohnbaustadtrats Michael Ludwig am Mietrechtsgesetz ein "Ablenkungsmanöver für die massiven Verteuerungen bei den öffentlichen Abgaben, insbesondere Müll, Wasser, Kanal." Die Wiener Stadtregierung sei für die Mietenerhöhungen deshalb "zum Großteil selbst verantwortlich", so Malloth in einer Aussendung. Ludwig und dem Grünen-Klubobmann David Ellensohn wirft er "völlige Ahnungslosigkeit in Bezug auf die wirtschaftlichen Zusammenhänge" vor.

Die geplante Änderung in den Förderungsbestimmungen, dass Mieter keine Vermittlungsgebühr mehr an den Makler zu leisten haben, werde dazu führen, "dass der Makler nur mehr exklusiv die Interessen seines Auftraggebers vertreten kann", warnt Malloth. Die Stadt Wien greife damit in die Privatautonomie auch des Mieters ein, "der damit keine Möglichkeit mehr hat, die professionelle Beratung und Dienstleistung eines Immobilienmaklers in Anspruch zu nehmen, da diese auch nicht mehr honoriert werden kann".

"Vernebelungstaktik"

Die immer wieder geäußerte Kritik der Stadt Wien an der Höhe der Maklerprovisionen sei überdies eine "reine Vernebelungstaktik, um von den eigenen horrenden Vermittlungskosten (beim Wohnservice Wien, Anm.) abzulenken". So betrage das Budget für die "laufende Information über den geförderten Wohnbau" des Wohnservice pro Jahr ungefähr 3,7 Millionen Euro. "Dieses 'Adressenbüro' namens Wohnservice Wien kostet also den Steuerzahler ungefähr 1.500 Euro pro vergebener Wohnung. Hier zahlt nicht ein Mieter, der eine Dienstleistung erhält, sondern hier werden alle WienerInnen ohne gefragt zu werden belastet", betont Malloth.

Unverständlich bleibt für ihn, "warum der Gesetzgeber österreichweit ausgerechnet in Wien den zweitniedrigsten Richtwert verordnet hat. Mit der politischen Entscheidung, den Richtwertmietzins künstlich niedrig zu halten, werden solche 'angeblich überhöhte' Mietzinse vorsätzlich produziert", kritisiert der Fachverbands-Obmann. "In keinem anderen relevanten Mietmarkt - wie in Graz, Salzburg, Linz oder Innsbruck - ist dies überhaupt Thema." Die Forderung nach Abschaffung des Lagezuschlages sei völlig aus der Luft gegriffen, da als Kriterien für eine gute Lage nicht nur ein vorhandener U-Bahnanschluss, sondern viele andere Faktoren, die einen großen Vorteil für den Mieter darstellen, herangezogen würden.

"Wenn Stadtrat Ludwig nunmehr das Vorhandensein von unterschiedlichen Mietzinsen im Altbestand kritisiert, so ist nicht der freifinanzierte DG-Ausbau das wirkliche Problem, sondern die nach wie vor nicht zu rechtfertigenden Unterschiede zwischen nicht einmal kostendeckenden Friedenskronenzinsen, die seit Generationen weiter gegeben werden, und den von Jungfamilien zu bezahlenden marktüblichen Mieten", so Malloth. (red)