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Folgen auch für den Tourismus: Wolkenbrüche und Erdrutsche unterbrachen im Jänner 2010 den Weg zu Machu Picchu.

Foto: Reuters/Bazo

Kampala - Der Sonderbericht des Weltklimarats IPCC über die Risiken von Extremereignissen und Katastrophen wurde Freitag in der ugandischen Hauptstadt vorgestellt. 117 Klimaexperten haben fast 2000 Forschungsarbeiten und Kommentare zusammengefasst und für Politiker aufbereitet (die ausführliche Fassung soll im Februar erscheinen).

Der Bericht stellt Zunahmen sowohl von Überschwemmungen wie von Dürreperioden in Aussicht. Auf kleinere Inseln in den Ozeanen, so die Prognosen, werden die Klimakapriolen dramatische Auswirkungen haben: Der ansteigende Meeresspiegel wird Landwirtschaft, Tourismus und zuvorderst die (Über-)Lebensmöglichkeiten beeinträchtigen. Für Europa wird, je nach Modellberechnung, eine um zwei bis fünf Grad erhöhte Durchschnittstemperatur erwartet. Das würde hohe Kosten verursachen, aber sich weniger drastisch auswirken als die Veränderungen in den Entwicklungsländern, wo mit stärkerer Gefährdung von Menschenleben als direkte oder indirekte Folge zu rechnen sein wird.

Im "Special Report on Managing the Risks of Extreme Events and Disasters to Advance Climate Change Adaptation" (SREX) finden Warner und Klima-Aktivisten gute Argumente, aber auch Skeptiker. Denn vieles in den 30 Seiten ist notwendigerweise in der Möglichkeitsform verfasst: Die genannten Veränderungen könnten sein, es gibt eine Neigung, es ist anzunehmen, wahrscheinlich, sehr wahrscheinlich, so gut wie sicher - aber nichts ist bewiesen.

Das liegt einerseits an der gewissenhaften Vorsicht der Autoren, die hohe statistische Wahrscheinlichkeit nicht mit beweisbarer Sicherheit verwechseln, andererseits an der komplexen Materie. Seltene, extreme Ereignisse, über die es nur wenige Daten gibt, lassen sich noch schwerer in ihren Auswirkungen einschätzen als Routineentwicklungen.

Was hier aber auch nur in Aussicht gestellt wird, ist dringlich genug. Denn es gibt praktisch kein Modell im Bericht, in dem die Kombination aus natürlich-physischem und von Menschenhand verursachtem Klimawandel ohne drastische Folgen bleibt. Selbst wenn nur einige der berechneten Konsequenzen eintreten werden, bedeutet dies die Notwendigkeit zu handeln, und sei es nur noch zu "adaptieren".

Der Bericht empfiehlt denn auch Hochwasserschutz an Küsten, verbesserte Wasserversorgung und Drainage, besserer Schutz gegen Hitze - Maßnahmen, wie sie seit langem gefordert werden und wie sie an den politischen Realitäten bisher gescheitert sind.

Als Reaktion auf den neuesten Bericht fordern auch die EU-Kommissare für Klimaschutz und für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, endlich die Konsequenzen aus dem "Weckruf" zu ziehen und für Klima-Szenarien zu planen. Ob jemand zuhört, wird sich Ende November im südafrikanischen Durban zeigen: beim nächsten UN-Klimagipfel. (APA, mf/DER STANDARD, Printausgabe, 19./20. 11. 2011)