Seit diesem Jahr wird in der Spanischen Hofreitschule die Lehrausbildung zum Pferdewirten angeboten.

Foto: derStandard.at/Julia Schilly

Georg hat gerade seine Elevenausbildung begonnen. Am Anfang steht vor allem der richtige Umgang mit den Pferden und der Ausrüstung am Stundenplan.

Foto: derStandard.at/Julia Schilly

Die Eleven sind täglich von sechs Uhr Morgens bis halb drei im Stall.

Foto: derStandard.at/Julia Schilly

"Das ist zwar früh, doch dafür haben wir den halben Nachmittag frei", berichtet die Elevin Ulla. Schon von Anfang an gibt es einmal pro Tag Reitunterricht.

Foto: derStandard.at/Julia Schilly

Ein Showtier braucht eine angemessene Frisur.

Foto: derStandard.at/Julia Schilly

Das Ziel der langen Ausbildung: Die Vorführung mit dem Lipizzaner vor Publikum.

Foto: derStandard.at/Julia Schilly

Arbeit bei einem Wiener Wahrzeichen: Für die BereiterInnen der Spanischen Hofreitschule im Herzen der Wiener Innenstadt ist das Alltag. Doch der Weg bis zu dem eleganten Auftritt mit den Lipizzanern ist lang und Anfangs wenig glamourös. Von sechs Uhr Morgens bis halb drei am Nachmittag arbeiten die ElevInnen im ersten Jahr im Stall, einmal pro Tag gibt es Reittraining. Die Ausbildung des 430 Jahre alten Traditionsbetriebs wurde nun verändert: Nach drei Jahren sind die Eleven nach positiver Absolvierung staatlich anerkannte Pferdewirte.

Zum Bereiter dauert es jedoch noch weitere vier bis sechs Jahre. Die Ausbildung wird also nicht verkürzt, sondern kombiniert. Der Hintergrund ist, dass die Eleven dadurch eine abgeschlossene Lehrlingsausbildung erhalten. Das sei ein wichtiges Sicherheitsnetz für die jungen Leute, erklärt Manfred Wimmer, Finanzchef der Spanischen Hofreitschule: "Ziel ist es natürlich, dass die Eleven Bereiter werden und bis zur Pension in der Spanischen Hofreitschule bleiben. Es kann aber passieren, dass das nach drei Jahren aus unterschiedlichen Gründen nicht funktioniert."

Ausbildung von Grund auf

"Ich habe schon als Kind davon geträumt, die Spanische Hofreitschule zu besuchen. Vor zwei Jahren waren wir mit der Schule hier und haben Informationen über die Ausbildung bekommen", berichtet die 19-jährige Marlene. Eine Bewerbung per E-Mail führte schließlich zur Aufnahme, seit zwei Monaten lernt sie nun in der Hofreitschule.

Die Eleven werden im Alter von 16 bis 19 Jahren in die Ausbildung der Spanischen Hofreitschule aufgenommen. Voraussetzung sind die abgeschlossene Pflichtschule, eine sportliche Begabung, reiterliche Grundkenntnisse und ein Bezug zu Pferden. Es sei jedoch oft nicht von Vorteil, wenn die Anwärter zu viel Erfahrung haben, berichtet Manfred Wimmer: "Der Sitz am Pferd ist sehr wichtig." Es sei schwierig, eine falsch eingelernt Haltung wieder zu korrigieren.

Von Betriebs- bis Pflanzenkunde

Im ersten Jahr verbringen die Eleven vor allem viel Zeit damit, die korrekte Handhabung der Ausrüstung zu lernen. Dazu gehört es Sattel und Zaumzeug zu reinigen und zu verstauen. Auch die Pferde und Ställe müssen gepflegt werden.

"In der gesamten Ausbildungszeit zum Pferdewirten bekommen die Eleven eine komplette Reit- und Springausbildung, lernen Kutschen fahren und die richtige Pferdehaltung", sagt Wimmer. Pro Jahr gibt es ergänzend zehn Wochen Berufsschule mit den Schwerpunkten Veterinärkunde, Landtechnik, politische Bildung, Pflanzen- und Betriebskunde. Und die Geschichte der Spanischen Hofreitschule steht ebenso auf dem Lehrplan. Für die Dauer der Ausbildung gibt es eine Lehrlingsentschädigung. Es seien lediglich Gebühren für die Berufsschule und eine einmalige Prüfungsgebühr zu bezahlen.

Lange Tradition, neue Strukturen

Die ursprüngliche Reitschule der kaiserlichen Familie hat eine strenge Struktur: Erst nach mindestens vier Jahren kann ein Eleve ein Bereiter-Anwärter werden. Dieser muss einen jungen Hengst bis zur Schulquadrille-Reife ausbilden. Erst dann wird er zum Bereiter ernannt. Die oberste Stufe ist der Ober-Bereiter. Der dienstälteste Oberbereiter wird zum Ersten Oberbereiter. 

Frauen haben erst 2008 in den Traditionsbetrieb Einzug gehalten. Zu diesem zeitpunkt begannen die Elevinnen neben ihren männlichen Kollegen die Ausbildung. Zwei Jahre später nahm erstmals eine Frau in der traditionellen braunen Uniform der Bereiter an einer öffentlichen Vorstellung teil.

Viele Bewerbungen

Der Andrang sei sehr groß, wie Wimmer berichtet. Zur Zeit gibt es neun Eleven und das sei auch das Maximum, um einen Arbeitsplatz im Betrieb zu garantieren. Insgesamt gibt es 55 fix beschäftigte Mitarbeiter in Wien. (Julia Schilly, derStandard.at, 29.11.2011)