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Fürs Weihnachtsgeschäft gibt es Unveröffentlichtes von Amy Winehouse.

Foto: AP/MATT DUNHAM

Wien - Während George Michael im Wiener AKH eine Lungenentzündung kuriert, läuft Last Christmas seiner einstigen Band Wham! in den Einkaufstempeln der westlichen Welt wieder auf Hochtouren. Diesen jährlich wiederkehrenden Scheck, den hätte man gern.

In das Weihnachtsgesäusel mischt sich ab nächster Woche Amy Winehouse. Die britische Soulsängerin starb heuer im Juli mit 4,16 Promille im Blut 27-jährig in London. Nun veröffentlicht Universal Music ihr erstes posthumes Album. Amy Winehouse Lioness: Hidden Treasures heißt es, laut Information der Plattenfirma hat die Frau mit der rauchigen Stimme und der Turmfrisur Material für zirka vier Alben hinterlassen. Diese Form der Leichenfledderei ist im Musikbusiness Routine, aber selten fördern posthum zusammengestellte Sammlungen Dinge von besonderem Wert zutage. Meist gab es gute Gründe, warum gewisse Aufnahmen nicht erschienen sind.

Ein erstes Dutzend Winehouse-Reste wird nun als geheimer Schatz ausgelobt. Das schießt natürlich übers Ziel, aber es ist zumindest kein Song dabei, der sich nachgerade noch irgendwie zu rechtfertigendem Füllmaterial anhört. Die frühesten dafür zusammengetragenen Lieder datieren lange vor Winehouse' Durchbruch 2006, stammen aus dem Jahr 2002 - wie der Opener: eine Reggaeversion des Doo-Woop-Songs Our Day Will Come.

Was die Aufnahmen charakterisiert und gleichzeitig stutzig macht, ist das durchgängig ähnlich klingende Schlagzeugspiel. Es legt den Verdacht nahe, die Drums könnten für einige dieser Songs nachträglich neu aufgenommen worden sein. Das wäre nicht verwerflich, aber auch nicht authentisch.

Hidden Treasures bietet so also den bekannten Winehouse-Sound - ohne dass die Chronologie der Songs ein zusammenhängendes Album ergebe. Es ist eben nur eine Anhäufung von Liedern einer, die sich nicht mehr dagegen wehren kann. Dem gemeinen Downloader wird das egal sein, der Handel frohlockt. (flu, DER STANDARD - Printausgabe, 26./27. November 2011)