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Der Russe Suchrob Kamolow muss in die Röhre. Magnetresonanztomographien an der Uniklinik München sollen zeigen, ob und welche Veränderungen die lange Isolation bewirkt hat.

Foto: APA/EPA/ANDREAS GEBERT

München - Rund drei Wochen nach dem Ende des Projektes "Mars500" haben Wissenschafter an der Uniklinik München die physischen Auswirkungen von Isolation und Stress auf die Teilnehmer analysiert. Sechs Teilnehmer aus Russland, China, Frankreich und Italien hatten in Moskau 520 Tage in einem nachgebauten Raumschiff gelebt und eine Reise zum Mars simuliert.

"Die Steuerung des Immunsystem zeigt deutliche Veränderungen", sagte dazu am Sonntag der Leiter des Stressprojekts von der Klinik für Anästhesiologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), Alexander Chouker, in München. Wie und mit welchen Konsequenzen, das sei noch offen. Nähere Ergebnisse erwarte er aber in einigen Wochen. Am 4. November hatten die sechs Probanden nach dem gefühlten Flug von 100 Millionen Kilometern die "Blechbüchse" verlassen. Vier der sechs "Marsianer" unterzogen sich in München erneut Untersuchungen.

Unter anderem wurden bei den Mars500-Probanden Romain Charles, Diego Urbina, Wang Yue und Suchrob Kamolow Magnetresonanztomographien des Gehirns angefertigt. Auch hier erwarten die Forscher durch den Stress Veränderungen: Am Hippocampus, einem Zentrum zur Gedächtnisbildung, könnten die Strukturen weniger dicht sein, und auch die Masse könnte sich verringert haben, vermuten sie. Doch das werden erst genauere Auswertungen zeigen. Außerdem sollten Proben von Blut, Speichel und Atemluft entnommen werden. Das Experiment ist eins von 106 Experimenten des "Mars500"-Projektes. Elf der Experimente laufen in Deutschland.

Wertvolle Daten

"Mars500" sei das längste Isolationsexperiment, das es je gegeben habe, unterstrich Chouker. Deshalb seien die Daten sehr wertvoll. Möglich seien auch Rückschlüsse auf andere Bereiche, etwa Forscher in der Arktis, die monatelang abgeschieden von der Außenwelt ausharren müssten. Auch für Patienten, die hohem Stress ausgesetzt waren und unter posttraumatischen Belastungsstörungen litten, könnten die Ergebnisse Relevanz haben.

Bei "Mars500" hatten die Teilnehmer in dem röhrenförmigen Modul kaum Kontakt zur Außenwelt und wurden von Medizinern und Psychologen beobachtet. Die virtuelle Reise ins All soll Erkenntnisse für einen Flug zum Mars in vielen Jahren liefern. (APA, red)