Wien - Joachim Löw bekommt mit einem Jahr Verspätung doch noch die Chance, sich mit einem österreichischen Verein für die Fußball-Champions-League zu qualifizieren. Der 43-jährige Deutsche hatte im Vorjahr den FC Tirol trotz widriger Umstände zum dritten Meistertitel in Folge geführt, der Konkurs beendete aber den Traum von der europäischen Königsklasse vorzeitig. Nun nimmt Löw mit Austria Wien Anlauf auf die Champions League. Löw wird am Mittwoch offiziell als Trainer von Österreichs Double-Gewinner vorgestellt und folgt damit Christoph Daum nach, der am Montag definitiv seinen Rücktritt erklärt hatte.

Wiedersehen mit Tirol-Spielern

Löw, der in Favoriten wieder mit seinen früheren Tirol-Schützlingen Radoslav Gilewicz, Jürgen Panis und Keeper Marc Ziegler arbeiten wird, hat sich in Tirol einen ausgezeichneten Namen gemacht. Er verkörperte die positive, sympathische Seite des Vereins. Trotz ausstehender Gehaltszahlungen vermittelte der Coach stets Engagement und Begeisterung, seine Mannschaft setzte dies auf dem Rasen um.

Beinahe in Zürich gelandet

Bis zuletzt hoffte er, in Innsbruck weiter arbeiten zu können, doch der Lizenzentzug war nicht abzuwenden. Seitdem fiel der Name Löw mehrmals, wenn sich das Trainerkarussell wieder drehte. Bayer Leverkusen und Unterhaching sollen Interesse an dem Badener gezeigt haben, in der Vorwoche soll eine Einigung mit dem FC Zürich an der zögerlichen Haltung von Löw gescheitert sein.

Durchbruch beim VfB Stuttgart

Der gebürtige Schwarzwälder, der als Spieler auf 52 Einsätze in der deutschen Bundesliga gekommen ist, schaffte mit dem VfB Stuttgart den Durchbruch als Coach. Löw wechselte nach einem Jahr als Spielertrainer beim FC Frauenfeld in der Schweiz als Co-Trainer zu den Schwaben, wo er im August 1996 nach dem Abgang von Rolf Fringer (wurde Schweizer Teamchef) nur wenige Tage vor Saisonstart zum Cheftrainer aufstieg.

Im Finale des Cup der Cupsieger

Unter Löw, der nur als Übergangskandidat eingesetzt wurde, startete der VfB fulminant (4:0 Schalke, 2:1 Bremen, 4:0 HSV, 4:0 Köln), die Mannschaft mit Franz Wohlfahrt landete schließlich auf Rang vier und gewann zudem den DFB-Pokal. Im Europacup der Cupsieger 1997/98 drangen die Stuttgarter bis ins Finale vor, das sie in Stockholm gegen Chelsea mit 0:1 verloren. Danach musste Löw gehen, der damalige VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder hatte ihm "Führungsschwäche mit den Stars" vorgeworfen.

Rang drei mit Fenerbahce

Er fand dennoch mit Fenerbahce als Nachfolger von Otto Baric einen prominenten Klub, mit dem er in der Saison 98/99 Rang drei belegte, ehe er entlassen wurde. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde Löw vom Oktober 99 bis April 2000 Trainer des Karlsruher SC, warf aber nach etlichen Niederlagen von sich aus das Handtuch und der KSC fand sich in der Regionalliga wieder. Löw kehrte in die Türkei zurück, er heuerte bei Adanaspor an, gab dort allerdings am 1. März 2001 auf, der Klub stieg aus dem Oberhaus ab.

Ein Jahr bei Tirol

Der erste Ruf aus Österreich ereilte ihn schließlich im Oktober 2001. Nach dem Abgang von Kurt Jara Richtung Hamburg übernahm er den FC Tirol, der aber schließlich wegen massiver finanzieller Probleme von der Bildfläche verschwand. Vor solchen Problemen ist er bei seiner zweiten österreichischen Station, der Austria unter Frank Stronach, gefeit.(APA)