Alkoholismus zerstört Menschen, macht Menschen und Familien kaputt und bringt viel Leid mit sich. In Österreich sind viele Menschen von Alkoholabhängigkeit betroffen, viele weitere fallen in die Rubrik "Alkoholmissbrauch" und sind gefährdet, in die Abhängigkeit zu rutschen.

Gratwanderung zwischen Genuss und Sucht

Gerade weil der Grat zwischen Genussgut und zerstörerischem Suchtmittel schmal sein kann, ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol und eine Bewusstseinsbildung wichtig. Leider laufen einige mediale Publikationen in die entgegengesetzte Richtung. Mit den unterschwelligen Mitteln der Werbung und der vorbildhaften Darstellung im Fernsehen werden Menschen dazu angeregt, im Alkohol Hilfe zu suchen.

Fragwürdige aktuelle Plakatserie

Eine Ottakringer-Plakatserie hat uns betroffen gemacht. Die Plakate präsentieren das Bier als "Helfer" und animieren so zu Alkoholkonsum aus emotionalen Gründen (Stress, Einsamkeit etc.). Einige Beispiele: "Ist die Stimmung im Keller, muss man sie raufholen." Ein anderes Beispiel: "Das Ende jeder Durststrecke", oder: "Abend ist immer Feierabend. Dank uns".

Als wir uns damit an Ottakringer wandten, reagierte die Marketingleitung mit einem Brief, in dem sie ihre Werbeslogans verteidigte und versicherte, sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst zu sein. Daneben erhielten wir Gutscheine für eine Brauereiführung. Damit fühlten wir uns eher auf den Arm, als ernst genommen.

Alkohol als Retter und Helfer zu präsentieren verstößt klar gegen Kernaussagen des Selbstbeschränkungskodex des Österreichischen Werberats, dass Werbung soll nicht den Eindruck erwecken solle, "Alkoholkonsum (...) könnte mithelfen, private und soziale Probleme zu lösen."

Verantwortung der Medien

Im Unterhaltungssektor propagieren Fernsehsendungen wie "Mein cooler Onkel Charlie" einen äußerst fragwürdigen Umgang mit Alkohol. Das muss wirklich nicht sein - der Profit der Einnahmen (der Medienunternehmen, Getränkefirmen oder durch dazugehörige Steuern) darf nicht höher gestellt werden als die Menschen, die davon betroffen sind!

Wir appellieren darum eindringlich an die betroffenen Unternehmen und Kontrollorgane wie den Publikumsrat des ORF, ihre (selbst proklamierte) soziale und ethische Verantwortung aktiv wahrzunehmen. Darüber hinaus plädieren wir für Maßnahmen der Regierung, die Alkoholwerbung auch in den Printmedien sinnvoll einzuschränken (z.B. keine Werbung in der Nähe von Schulen, deutlich sichtbarer Hinweis auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkoholkonsum).

Die so wesentliche Vorbildwirkung für einen gesunden Umgang mit Alkohol fängt zu Hause an und geht bei den Medien weiter. Setzen wir Schritte für eine gesunde Zukunft. Zum Wohl von uns, unserer Kinder und unserer Mitmenschen. (Leser-Kommentar, A. Kollmann, J. Cristofolini, M. Bauer, derStandard.at, 29.12.2011)