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Der Drogerieriese hatte zuletzt weit mehr als 1.000 Filialen geschlossen. Jetzt geht es um die Zukunft.

Foto: Reuters/Fassbender

Ulm/Ehingen - Nun ist es offiziell: Die deutsche Drogeriekette Schlecker hat Planinsolvenz beim Amtsgericht Ulm beantragt. "Bei uns ist ein unterzeichnetes Fax eingegangen, im Laufe des Vormittags wird der Antrag im Original eingehen", sagte ein Sprecher des Gerichts. Bereits das Fax gelte aber als "vollwirksamer Antrag". Ein Schlecker-Sprecher bestätigte das Einreichen des Antrags. Angaben zum Sanierungskonzept machte er zunächst nicht. Der Antrag betreffe die Anton Schlecker e.K. sowie die Schlecker XL GmbH und die Schlecker Home Shopping GmbH.

Europaweit bangen rund 47.000 Beschäftigte um ihre Jobs. Das Auslandsgeschäft - dazu gehört auch Österreich mit seinen 970 Filialen und rund 3.000 Mitarbeitern - ist laut Schlecker von der Insolvenz nicht betroffen.

Sanierung in Eigenregie

Der zuständige Insolvenzrichter Benjamin Webel prüft nach Angaben des Gerichts den Antrag und wird dann entscheiden, ob das Insolvenzverfahren eröffnet wird - und in welcher Form. Schlecker strebt eine Planinsolvenz an, um sich in Eigenregie zu sanieren. Ein Insolvenzverwalter berät dabei eher, die Geschäftsführung bleibt im Amt. "Wer Insolvenzverwalter wird, ist noch nicht entschieden", sagte der Gerichtssprecher. Es werde jemand mit Erfahrung mit solch großen Fällen sein. In Österreich steht die Gewerkschaft mit dem Management in Kontakt, sieht aber momentan keinen Handlungsbedarf, wie GPA-Vizechef Karl Proyer am Sonntag sagte.

Die Drogeriekette hatte am Freitag angekündigt, wegen finanzieller Engpässe in die Planinsolvenz zu gehen und sich selbst sanieren zu wollen. Das Unternehmen wird als eingetragener Kaufmann, Anton Schlecker e.K., geführt und hält nach Angaben des Gerichts Anteile an etlichen Tochtergesellschaften. Anton Schlecker hafte somit mit seinem Privatvermögen.

Experte sieht Österreich-Geschäft betroffen

Gelingt die Sanierung in Deutschland nicht, droht eine Zerschlagung. Das hat die Pleite des Versandhauses Quelle gezeigt - die profitable Österreich-Tochter wurde mit in den Abgrund gerissen. Auch bei Schlecker ist Österreich für den Konzern ein guter Markt. Handelsexperte Peter Schnedlitz von der Wirtschaftsuniversität Wien rechnet dennoch mit einem "Gesundschrumpfungsprozess", wie er im Ö1-"Mittagsjournal" sagte. Zehn Prozent der rund 970 Filialen dürften geschlossen werden, so der Experte.

Dass diese Filialen von Mitbewerbern übernommen werden, wagt Schnedlitz zu bezweifeln, zumal es sich um "viele schlechte Standorte" handle. Mit einer Kündigungswelle rechnet er nicht. Die Gewerkschaft will abwarten, ob die Beschäftigten am Ende des Monats ihr Geld bekommen.

Gespräche mit Gläubigern

Der Drogerieriese hatte zuletzt weit mehr als 1.000 Filialen geschlossen und mit sinkenden Umsätzen und Verlusten gekämpft. Parallel zum Antrag führt die Familie Schlecker, die das Unternehmen leitet, Gespräche mit den Gläubigern. Vor allem eine geplatzte Zwischenfinanzierung für die Einkaufsgemeinschaft Markant - nun einer der wichtigsten Gläubiger der Drogeriemarktkette - hatte zu dem Schritt geführt.

Unklar ist, ob die Gläubiger die Planinsolvenz mittragen. Wie die "Financial Times Deutschland" am Montag berichtete, signalisierte Markant dem zuständigen Amtsgericht Ulm bereits seine Bedenken. Bei einem Planverfahren in Eigenverwaltung könnten Gesellschafter und Management weiter über das Unternehmen bestimmen. Die Gläubiger müssten freiwillig auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten.

Laut einem Bericht des "Handelsblatts" fordern mehrere große Gläubiger, den Frankfurter Rechtsanwalt Ottmar Hermann zum Insolvenzverwalter zu machen. Hermann hatte zuletzt die Warenhauskette Woolworth aus der Insolvenz geführt. Die Ulmer Amtsrichter hingegen bevorzugen laut dem Blatt einen Insolvenzverwalter aus Bayern. In Finanzkreisen werde erwartet, dass der Kaufmann Werner Schneider aus Neu-Ulm zum Zuge komme. Er ist gerade beim Druckmaschinenbauer Manroland im Einsatz.

Sobald das Insolvenzverfahren eröffnet ist, hat Schlecker weitreichende Möglichkeiten, etwa auf Mietwirkungen und dem Abbau von Stellen hinzuwirken. Allerdings gibt es aus Sicht der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di offene rechtliche Fragen. Eigentlich gilt bis zum Sommer ein Beschäftigungssicherungsvertrag. (APA)