Wien - Zweifellos schade, dass dieses Werk noch nie an der Wiener Staatsoper zu hören war. Kurt Weills Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny bietet reichlich Stoff für schillernde Szenen und Charakterstudien. Schade indes auch, dass diesmal der diesbezügliche Beweis nicht erbracht wurde. Die Oper vom materialistischen Scheinparadies, in dem alles erlaubt ist, außer kein Geld zu besitzen, ist Regisseur Jerome Deschamps gerade gut genug für eine zirkushaft-surreale Inszenierung von erheblicher Starre - als wollte er eindringlich demonstrieren, wie schwer das alles szenisch zu bändigen ist.

Zwischen sich zu Häusern formenden Wänden lässt er die Figuren den Fadesse-Charme des Rampentheaters erproben. Bleibt noch die Musik: Angelika Kirchschlager schafft es, als Jenny etwas zynische Kühle einzubringen. Und Elisabeth Kulman (als Begbick) glänzt durch vokale Klarheit und Präsenz; wie auch der formidable Christopher Ventris (als Jim). Ingo Metzmacher animiert das philharmonische Staatsopernorchester immerhin zu lyrischer Kammermusik, also feinstem Musizieren. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, Printausgabe, 25.1.2012)