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Occupy-Demo im Dezember auf dem Wiener Stephansplatz: Die Bewegung diskutiert, mit welchen Leuten man zusammenarbeiten soll, mit welchen nicht - und wer das entscheiden darf.

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WU-Professor Franz Hörmann: Es ergebe keinen Sinn, aus heutiger Perspektive über den Holocaust zu reden.

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Wien - Für den WU-Professor Franz Hörmann ist "die Frage des Genozids zur Zeit des Nationalsozialismus nicht endgültig geklärt, weil es keine objektive und ideologiefreie Diskussion über diese Frage gab". Er könne nicht sagen, ob es Gaskammern gab: "Er (Hörmann, Anm.) habe keine Meinung zu Gaskammern."

So steht es im Protokoll eines unveröffentlichten Interviews, das drei WU-Studenten für die Uni-Zeitung Standpunkte im Dezember mit Hörmann führten. "Es macht keinen Sinn, aus heutiger Perspektive darüber zu reden (den Holocaust, Anm)", sagt Hörmann auf Nachfrage des STANDARD. "Wie definieren Sie Objektivität? Alles, was wir haben, sind Gebäudereste, Fotos und Beschreibungen."

Es sei unnötig, über "Details" zu streiten, wie genau oder wie viele Menschen ermordet wurden - "es war auf jeden Fall ein Verbrechen, und ich lehne jede Form von Gewalt ab."

Fragen zum Holocaust hatten die Studierenden dem Professor für Rechnungswesen erst gestellt, nachdem sie die Homepage seines Freundes Hans-Jürgen Klaussner gelesen hatten. Klaussner ist Generalsekretär der Human Way Partei, die er mit Hörmann und neun anderen Mitstreitern 2011 gegründet hat. Auf seiner Seite postet Klaussner über das "Geldjudentum" und die "geistig-jüdischen Führer" der US-Regierung. Er teile nicht alle von Klaussners Ansichten, sagt Hörmann; das sei aber kein Grund, nicht mit ihm zu arbeiten. "In der Partei sind alle willkommen, auch Nazis."

Der Professor ist ein gefragter Redner, seit 2011 sein Buch Das Ende des Geldes erschien. Er trat im deutschen Fernsehen auf, sprach im Club 2 und gab dem Standard ein Interview. Und er war einer von drei Rednern beim Aktionstag der Occupy-Bewegung im Dezember in Wien - was dieser nun zu schaffen macht.

"Wir haben 24 Stunden vor der Veranstaltung von den Texten von Herrn Klaussner und seiner Verbindung zu Hörmann erfahren", sagt Philipp Janyr, einer der Organisatoren und Administrator der Facebook-Seite von Occupy Austria. "Wir haben es nicht mehr geschafft, Hörmann auszuladen."

Mit allen zusammenarbeiten

Doch die versuchte Ausladung stieß nicht nur auf Zustimmung. Und seit Janyr sich auf der Facebook-Seite klar von Hörmann distanzierte, wird er massiv angefeindet. Die Occupy-Community diskutiert nun, ob man mit allen Leuten kooperieren kann und soll.

"Obskuranten wie Hörmann ziehen Occupy in den Abgrund", schreibt einer, "man sollte für ALLES ein offenes Ohr haben", eine andere. "Viele User beschimpfen mich und posten, dass ich nicht für Occupy sprechen kann", sagt Janyr. Von den ursprünglich zwölf Administratoren der Seite hätten bereits sieben aufgegeben, weil ihnen der Druck zu viel geworden war. Intern wird diskutiert, wer wann welche Postings löschen darf. Bei Occupy Germany gibt es ein ähnliches Problem: "Dort sind es nicht antisemitische Postings, dort geht es eher gegen den Islam." (Tobias Müller, DER STANDARD, Printausgabe, 26.1.2012)