Charkiw - Die Ukraine zählt zu den ärmsten und strukturschwächsten Ländern Europas. Sozial- und Gesundheitswesen sind verkümmert, dazu ständig steigende Lebenserhaltungskosten - für viele der knapp 46 Millionen Einwohner ist der Alltag zum Überlebenskampf geworden. Unter den tristen Verhältnissen leiden besonders Kinder und alte Menschen. Aus diesem Grund hat die Caritas Österreich auch heuer wieder mit einer Spendenkampagne den Kampf gegen die Armut in Osteuropa aufgenommen.

Bei Durchschnittslöhnen von 150 Euro und Durchschnittspensionen von 90 Euro sind viele Ukrainer längst nicht mehr in der Lage, sich und ihre Familien einigermaßen sorgenfrei durchzubringen. Tausende Kinder streunen vor allem in den großen Städten unbetreut durch die Straßen, weil sich ihre Eltern wegen permanenter Arbeitslosigkeit in den Alkohol geflüchtet haben. Überaus prekär ist auch die Situation bei den Pensionisten, deren finanzielle Mittel oft nicht einmal für den Erwerb teurer Medikamente ausreichen.

"Starke Partner"

"Es ist hier ein ungeheurer Bedarf an Assistenz notwendig", betonte Caritas-Präsident Franz Küberl im Rahmen einer Pressekonferenz in Charkiw (Charkow). Man sei zwar seit vielen Jahren und mittlerweile mit 205 Sozialprojekten (158 davon allein für Kinder) in Osteuropa vertreten und habe allein in der Ukraine bisher 1,5 Mio. Euro in karitative Initiativen investiert, dennoch sei "noch eine Unmenge zu tun", so Küberl, der aber auch "gewaltige Fortschritte" hinter dem ehemaligen Eisernen Vorhang ortet: "Vor 15 Jahren hatten wir noch Projekte in Tschechien und Polen. Das sind heute starke Partner."

Auch Caritas Wien-Direktor Michael Landau zeigte sich davon überzeugt, dass in der Ukraine Veränderung möglich ist: "Man sieht, dass kommunale Verwaltungen mittlerweile mitziehen." Positiv bewertete Landau auch den nationalen Aktionsplan, der vorsieht, die UN-Kinderrechtskonvention bis 2016 zu verankern. Sowohl Landau als auch Küberl appellierten an die österreichischen Spender: "Unsere Projekte sollen Staaten anregen, Verantwortung zu übernehmen. Aber dazu brauchen wir Geld. Mit 30 Euro kann man etwa ein Kind einen ganzen Monat mit Essen versorgen."

Wie groß die Fortschritte tatsächlich sind, davon konnten sich Küberl und Landau bei einem Lokalaugenschein in Charkiw überzeugen. Die Stadt ist auch einer der Austragungsorte der Fußball-Europameisterschaft (EURO 2012). "Echte" Straßenkinder gibt es so gut wie keine mehr, Sozialwaisen und Waisen werden seit nunmehr sieben Jahren nicht mehr in staatlichen Einrichtungen untergebracht, sondern in Familien. Oder in einem der drei modernen Caritas-Kinderhäuser in einem idyllischen Wäldchen am Stadtrand. Fazit Küberl: "Wir wollen den Kindern in der Ukraine den Einstieg vom Ausstieg aus der Armut ermöglichen." (APA)