Von Rumänien über Ungarn bis nach Finnland: Der Jobkahlschlag Nokias hinterlässt eine tiefe Spur. Dass Europas langjähriges Vorzeigeunternehmen in Sachen Mobiltelefone zu solch radikalen Sparmaßnahmen greifen muss, um zu überleben, ist einerseits Managementfehlern geschuldet. Auf der anderen Seite offenbart es eine grundlegende europäische Schwäche.

Der finnische Handyhersteller hat den Smartphone-Boom verpennt und versucht verzweifelt und verspätet, mit Microsoft-Hilfe zu iPhone und Android aufzuschließen. Europa verschläft hingegen seit Jahren die Herausforderung des digitalen Umbruchs: Während die meisten Produktionsjobs längst abgewandert sind, fehlt es an Hightech-Innovationen, um nachhaltiges Neues zu entwickeln. Die Innovationen kommen, wie Apple, Google oder Facebook, vor allem aus den USA, zunehmend auch aus Asien.

Doch während US-Unternehmen ihre Forschungsausgaben 2010 um zehn Prozent, chinesische sogar um 29,5 Prozent erhöhten, ist auf dem Alten Kontinent von einem Innovationsnotstand bei europäischen Firmen die Rede. Die europäische GSM-Erfolgsstory in der Telekommunikation fand keine Fortsetzung: Jetzt bestimmen US-Unternehmen die Endgeräte, Koreaner und Taiwanesen bauen sie, und chinesische Netzwerkausrüster drängen in die Infrastruktur. Die Produktionsverlagerung Nokias nach Asien ist nicht nur wegen verlorener Arbeitsplätze ein Alarmsignal. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.2.2012)