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Der Koch, Mathematiker und TV-Star Christian Rach steht auch zu Misserfolgen: "100-prozentiger Einsatz kann halt nicht immer 100-prozentigen Erfolg garantieren."

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Das B-Mäx in der Neustiftgasse, Ecke Kellermanngasse präsentiert sich am Donnerstag, 16. Februar, um 8.00 Uhr morgens noch geschlossen. "Biologische Kulinarik mal anders" lässt den sprachlichen Einfluss des deutschen Restaurant-Retters erkennen.

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Auch wenn die Umgebung nicht gerade ansprechend ist, dürfte die Sendung dem B-Mäx geholfen haben.

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Die Betreiber halten an Christian Rachs Strategien fest.

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Wenn auf dem Ofen und hinter dem Tresen nichts mehr geht, kommt Starkoch Christian Rach mit seinem Team der RTL-Reihe "Rach, der Restauranttester" und versucht zu retten, was oft nicht mehr zu retten ist. So sollen laut "Bild"-Zeitung von den 50 vom Niedergang bedrohten, ab 2005 von Rach betreuten Lokalen nur noch 23 existieren.

Wer eine Ahnung von Gastronomie hat, weiß, dass diese Quote gar nicht so übel ist, was Christian Rach auch am 13. Februar gegenüber dem "Westfalen-Blatt" äußerte: "Wenn ich und mein Team 50 bis 60 Prozent der Gastro-Unternehmen langfristig retten können, dann ist das doch ein Wahnsinnserfolg. Wir schaffen und sichern hier schließlich mit einem Unterhaltungsformat reale Arbeitsplätze."

Kritik am Restauranttester

Rach steht aber auch zu Misserfolgen: "100-prozentiger Einsatz kann halt nicht immer 100-prozentigen Erfolg garantieren." Darüber hinaus seien die Zahlen nicht korrekt. "Es sind mindestens sechs weitere Läden, die noch in Saft und Kraft stehen."

In Deutschland sind in den letzten Wochen wiederholt Vorwürfe gegen Rach aufgetaucht. So soll er einen Koch mit Champagner als Geburtstagsgeschenk überrascht haben, der später dem Restaurant verrechnet wurde. Ein anderer Gastronom beschwert sich, er habe die in Aussicht gestellten 500 Euro Honorar für die einwöchigen Dreharbeiten niemals gesehen und für die Verköstigung des zehnköpfigen Produktionsteams nur knapp sieben Euro pro Kopf erhalten - und das erst "nach zähen Verhandlungen". Vorwürfe, die Rach allesamt zurückweist.

"Rach kam, sah - und wir siegten!"

Auch ein Wiener Gastronomiebetrieb findet sich unter den von Rach betreuten Sorgenkindern. 6,37 Millionen TV-Zuschauer konnten am 30. Jänner 2012 auf RTL sehen, wie der Restauranttester versuchte, aus einem schlecht laufenden Wiener Lokal ein Szene-Lokal zu machen. Ob er damit Erfolg hatte?

"Rach kam, sah - und wir siegten!", postete Restaurant-Besitzerin Bettina Spanseiler am 19. April 2011 auf Facebook. Der Name, die Einrichtung, die Speisekarte und die Hierarchie wurden komplett überarbeitet. Daran, dass Christian Rach bei seinem Aufenthalt im B-Mäx in der Neustiftgasse die Position von Bettina Spanseiler als Chefin festgesetzt hat - sie führt das Lokal mit Hilfe ihrer Mutter -, ist auch heute nicht zu rütteln.

Die Zusammenarbeit von Tochter Bettina und Mutter Barbara verläuft nun seit knapp einem Jahr harmonisch, so ist es auch Letztere, die uns Auskunft über die Zeit nach Rach gibt: "Wir können nichts Negatives sagen. Im Gegenteil. Wir sind wirklich gut betreut worden und werden auch nachbetreut. Es kommen immer wieder Mails und Anrufe, wo gefragt wird, wie es uns geht", sagt Barbara Spanseiler. Zu den Vorwürfen über die angeblich niedrige Erfolgsquote Rachs meint sie: "Wenn es einem Betrieb schon so schlecht geht, dass überhaupt kein Geld da ist, oder wenn man es nicht aushält, Dinge zu verändern, und deshalb wieder in alte Muster reinfällt, dann funktioniert es natürlich nicht."

"Haben keinen Cent ausgeben müssen"

"Am Anfang ist es schwer, wenn man sich umstellen muss. Aber wenn man sich an das hält, was Christian Rach sagt, funktioniert alles bestens", erklärt Spanseiler. Die B-Mäx-Belegschaft hat den Strategiewechsel durchgezogen. Damit sei zwar das alte Publikum weggeblieben, aber neues gekommen. Auch die neue Karte funktioniere perfekt. Darüber hinaus habe Rach erkannt, was im siebenten Bezirk gefragt und realisierbar ist.

"Rach ist ein harter Geschäftsmann, der alles ganz direkt sagt, aber man muss die Fehler schließlich erkennen. Das macht jeder Betriebsberater genauso, dafür engagiert man ihn ja auch", so Spanseiler. Die Beschwerden eines deutschen Gastronomen über das nie ausbezahlte Honorar von 500 Euro kann sie nicht nachvollziehen: "Von einem Honorar stand bei uns nichts im Vertrag, und man bekommt wirklich viel, was man im Fernsehen gar nicht so sieht. Das Coaching, das Kalkulieren, das Besprechen, die Nachbetreuung ... Wenn man dafür einen Betriebsberater engagiert, kostet das ein Vermögen."

"Wir haben keinen Cent ausgeben müssen", betont Spanseiler. Auch alle Veränderungen im Lokal - von den Möbeln bis zur Tapezierung - und auch die Verpflegung des Filmteams seien bezahlt worden. Alleine für weitere kleinere Änderungen, die Rach darüber hinaus empfiehlt, muss das B-Mäx selbst aufkommen. (derStandard.at, 17.2.2012)