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Marie Colvin.

Foto: REUTERS/Zohra Bensemra

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Remi Ochlik.

Foto: EPA/JULIEN DE ROSA/HO

Amman/Paris - Wegen der eskalierenden Gewalt in Syrien zeichnet sich nach Einschätzung der Opposition eine militärische Intervention als einzige Lösung für den Konflikt ab. "Es gibt zwei Übel: Eine Militärintervention oder ein sich hinschleppender Bürgerkrieg", sagte Basma Kodmani, Führungsmitglied der größten Oppositionsgruppe Syrischer Nationalrat (SNC) am Mittwoch in Paris. Wenige Tage vor der für Freitag geplanten internationalen Syrien-Konferenz in Tunis schlossen die USA eine Bewaffnung der Rebellen nicht mehr aus. Russland, das wegen seines Vetos gegen eine UN-Resolution zu Syrien in der Kritik steht, bemühte sich um freies Geleit für Hilfskonvois in die seit Wochen von Regierungstruppen belagerten Städte.

In mehreren Dörfern in der nördlichen Provinz Idlib haben Soldaten und Milizionäre von Präsident Baschar al-Assad nach Angaben der Opposition 27 junge Männer gezielt getötet. Sie hätten Jagd auf Zivilisten gemacht, teilte das Syrische Netzwerk für Menschenrechte mit. "Sie haben sie gefangen und ohne zu zögern getötet. Sie haben nur junge Männer gesucht, und wer nicht fliehen konnte, wurde umgebracht." Im Internet verbreitete Videos zeigten die Leichen gefesselter junger Männer - mit Schusswunden in Brust und Kopf.

Über 80 Tote in Homs

In Homs, das Assad-Truppen seit Anfang Februar unter Dauerbeschuss nehmen, wurden zwei Journalisten getötet. Es handle sich um die US-Bürgerin Marie Colvin, die für die britische Zeitung "Sunday Times" gearbeitet habe, und um den französischen Fotografen Remi Ochlik, berichtete das Netzwerk für Menschenrechte. Bei den Angriffen auf den Stadtteil Baba Amro seien insgesamt mehr als 80 Menschen getötet worden. Nach dem Bombardement am Nachmittag seien allein 60 Leichen unter den Trümmern entdeckt worden, berichteten Oppositionelle.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy sprach von Mord an den Journalisten: "Dieses Regime muss gehen." Der britische Außenminister William Hague reagierte ebenfalls schockiert.

Ägypten soll Waffentransport stoppen

Angesichts der Gewalt und der dramatischen Lage der seit Wochen eingeschlossenen Zivilisten vor allem in Homs und Hama wird eine militärische Intervention nicht mehr ausgeschlossen. Der Nationalrat neige immer mehr dieser Einschätzung zu, sagte SNC-Führungsmitglied Kodmani. Der Rat fordere Russland auf, sich bei der syrischen Regierung für die Schaffung sicherer Korridore für Hilfslieferungen einzusetzen. Zudem solle Ägypten den Waffentransport an Syrien durch den Suezkanal unterbinden. Kodmani beriet mit dem Chef des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Jakob Kellenberger, über die Lage und forderte, das an mindestens drei Stellen die Hilfslieferungen freies Geleit bekämen. Das IKRK fordert eine Feuerpause von zwei Stunden pro Tag, um die Menschen mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen.

USA schließen "zusätzliche Maßnahmen" nicht aus

In den USA deutete sich ein Schwenk in der bisherigen Haltung der Regierung an. Jay Carney, der Sprecher des Präsidialamtes, sagte am Dienstag: "Wir glauben nach wie vor, dass eine politische Lösung für Syrien nötig ist." Die USA wollten keine Schritte unternehmen, die zu einer weiteren Militarisierung in Syrien führen würden, denn das könne das Land auf einen gefährlichen Weg bringen. "Aber wir schließen zusätzliche Maßnahmen nicht aus." Auf die Frage, ob die US-Regierung ihre bislang ablehnende Haltung gegenüber einer Bewaffnung der Rebellen ändere, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums: Wenn der Druck auf Assad nicht genüge, "dann müssen wir möglicherweise weitere Maßnahmen in Betracht ziehen". US-Außenministerin Hillary Clinton nimmt an der von den USA und der Arabischen Liga unterstützten Syrien-Konferenz teil, die eine Lösung in dem seit elf Monaten dauernden Konflikt suchen soll. Auch Außenminister Guido Westerwelle reist nach Tunis, ebenso Vertreter anderer EU-Länder und der Türkei.

Russland, wichtiger Partner und Waffenlieferant Syriens, hat eine Teilnahme an dem Treffen abgelehnt, weil nur die Opposition, nicht aber die Regierung vertreten sei. Das Außenministerium erklärte, Russland arbeite mit den syrischen Behörden, der Opposition und dem IKRK daran, eine sichere Passage für Hilfslieferungen zu schaffen. (Reuters)