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Joachim Meyerhoff und Ignaz Kirchner.

Foto: Reuters/Prammer

Wien - "Das hab' alles ich gebaut; das ist Hochkultur!" ruft Robinson Crusoe in den großen, zuschauerseitig leer geräumten Saal des Burgtheaters. Er meint damit vordergründig das Ringtheater, eigentlich aber die Errungenschaften auf seiner einsamen Insel. Der Clou an Jan Bosses Theaterkonzept ist: Robinson Crusoe (Joachim Meyerhoff) strandet in den Sesselreihen des Zuschauerraums und betrachtet diesen als Grundlage seiner neuen, erst zu zivilisierenden Welt. Plüschdraperien dienen dem weltberühmten Schiffbrüchigen in der Folge als Lendenschurz, Luster als Kopfschmuck, und die wichtigsten Worte, die er seinem einzigen Kompagnon Freitag (Ignaz Kirchner) beibringt, lauten: Ja, Nein, Stuhllehne, Klapppolster.

Das Publikum folgt dem Geschehen von einer bühnenseitigen Tribüne und bekommt eine raffiniert adaptierte, mit langem Erzähltheatervorspann vorsichtig aufgebaute Abenteuergeschichte geboten, in der Meyerhoff und Kirchner als prächtiges Herr-und-Diener-Paar der Innenausstattung der Burg den Kampf ansagen. Der gehobene Witz: Indem sie einen Hochkulturtempel zerlegen, vollziehen sie den Prozess einer Zivilisierung nach. Darin steckt auch ein kühner, erfindungreicher Objekttheaterabend mit subtilem Nonsens. Viel Premierenapplaus für zwei tolle Mimen. (afze, DER STANDARD, 21./22.4.2012)